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Politik: Das Zuhause als Anker

Auch in der Unterschicht ist die Familie der weitaus wichtigste Lebensbereich / Aktuelle Daten aus dem Generationenbarometer

Von Matthias Schlegel

Berlin - Eine starke Familienbindung ist nicht in erster Linie eine Frage der sozialen Schicht. So ist für 69 Prozent der eher der Unterschicht zuzurechnenden Befragten die Familie der wichtigste Lebensbereich. Von den der Mittel- und der Oberschicht zugehörenden Befragten bezeichneten jeweils 73 Prozent die Familie als wichtigsten Lebensbereich.

Zu dieser Erkenntnis kommt das Institut für Demoskopie Allensbach, das vor dem Hintergrund der Unterschichtendebatte eine Teilauswertung der umfangreichen Studie „Generationenbarometer 2006“ des Forums „Familie stark machen“ vornahm. Immerhin 73 Prozent der befragten Angehörigen der Unterschicht sahen einen starken Zusammenhalt im engeren Familienkreis. Dieser Wert lag bei Befragten aus höheren sozialen Schichten jedoch deutlich darüber: So konstatierten 86 Prozent der zur Mittelschicht zu zählenden und 89 Prozent der in der Oberschicht einzuordnenden Befragten einen starken Familienzusammenhalt.

Das Allensbacher Institut zog für die Analyse 1790 Personen im Alter von 16 bis 59 Jahren heran. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Schicht errechneten die Demoskopen aus Schulbildung, Einkommen und Berufskreis, bei Nichtberufstätigen aus dem Beruf des Hauptverdieners im Haushalt. Daraus ergab sich die Zuordnung von 25 Prozent der Befragten zur gehobenen, 56 zur mittleren und 19 Prozent zur unteren Schicht.

Bei detaillierteren Befragungen offenbarten sich dann jedoch die Probleme in den Unterschichtfamilien deutlicher: In 21 Prozent dieser Familien gebe es häufiger Streit ums Geld, während das bei den Bevölkerungsgruppen mit besserem Einkommen nur 12 Prozent der Befragten angaben. Auch der Umgangston ist bei den Unterschichtfamilien rauer: 45 Prozent der Befragten äußerten, sie hätten bei ihrer Erziehung auch körperliche Strafen erlebt, während das im oberen Viertel der Gesellschaft nur 23 Prozent angaben.

Das Forum „Familie stark machen“ hatte im Mai vergangenen Jahres das „Generationenbarometer 2006“ in Anwesenheit von Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) bereits öffentlich vorgestellt. Dem Kuratorium des Forums gehören neben Leyen unter anderen der ehemalige Bundesverfassungsrichter Udo di Fabio, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Karl Kardinal Lehmann und der Chefvolkswirt der Deutschen Bank Norbert Walter an. Das Erscheinen der Studie als 328-Seiten-Buch wurde am Montag zum Anlass genommen, die Ergebnisse in einem Gespräch zwischen Kardinal Lehmann und der ehemaligen Familienministerin Renate Schmidt (SPD) in Berlin zu diskutieren. Das Generationenbarometer wird künftig alle drei Jahre erscheinen. Es soll zum einen langfristige Veränderungen im Binnenverhältnis der Generationen im Familienverband registrieren. Zugleich soll es den generellen Wandel in den Einstellungen der Generationen zueinander in einem veränderten gesellschaftlichen Umfeld analysieren.

Die Ausgangslage ist trotz demografischen Wandels und seiner Folgeprobleme so schlecht nicht: Zwar rechnen 41 Prozent der Bevölkerung damit, dass es in absehbarer Zeit zu einem Generationenkonflikt kommen wird. Doch auf die Frage, welche Generation bei den anstehenden Reformen die meisten Opfer bringen soll, wird nicht etwa mit dem Finger aufeinander gezeigt – mehr als die Hälfte der Befragten äußerte sich unentschieden, der Rest war nahezu gleichmäßig verteilt. Und die Frage „Leben die Alten auf Kosten der Jugend?“ verneinten 68 Prozent, nur 16 Prozent stimmten zu.

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