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DDR-Spionagechef: Markus Wolf gestorben

Der frühere DDR-Spionagechef Markus Wolf ist tot. Der langjährige Leiter der Stasi-Auslandsabteilung starb in der Nacht zum Donnerstag im Alter von 83 Jahren.

Berlin - Dies teilte der Verlag "Das Neue Berlin" am Morgen mit. Eine Verlagssprecherin sagte, Wolf sei friedlich im Bett in seiner Wohnung eingeschlafen.

Wolf zählte zu den umstrittensten Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte. Nach der Wende überraschte der einstige Geheimdienstboss mit einer kritischen Haltung gegenüber dem untergegangenen DDR-Regime. Später warf er dem wiedervereinigten Deutschland "Siegerjustiz" vor.

Geboren wurde er im baden-württembergischen Hechingen als Sohn des jüdischen Schriftstellers und Arztes Friedrich Wolf. Die von Verfolgung bedrohte Familie emigrierte 1933 erst nach Frankreich und dann in die Sowjetunion. Als KPD-Mitglied kehrte er 1945 nach Ost-Berlin zurück. Elf Jahre später wurde Wolf im Ministerium für Staatssicherheit Chef der Auslandsspionage für die DDR.

Guillaume war einer seiner ersten Agenten

Seine Hauptaufgabe war, in die westlichen Führungszentren einzudringen - insbesondere die der Bundesrepublik. Seine Agenten wurden angehalten, auf bürgerlichem Weg in einflussreiche Stellungen zu gelangen, um dann als Spione tätig zu werden. Zu seinen ersten Agenten gehörte der spätere Kanzlerreferent Günter Guillaume, dessen Enttarnung im Mai 1974 zum Rücktritt von Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) führte.

1986 quittierte er als stellvertretender Minister für Staatssicherheit im Range eines Generalobersten den Dienst. Danach betätigte er sich als Buchautor. 2002 veröffentlichte er im Verlag "Das Neue Berlin" das Erinnerungsbuch "Freunde sterben nicht". Gegenwärtig wird nach Angaben des Verlags eine von Wolf verfasste, zweibändige Entstehungsgeschichte der Geheimdienste in West- und in Ostdeutschland vorbereitet. (tso/AFP/ddp)

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