zum Hauptinhalt

Politik: Debakel statt Wunder

Werder Bremen ist mit einer desolaten Vorstellung aus der Champions League ausgeschieden. Zwei Wochen nach dem 0:3 vor eigenem Publikum gegen Olympique Lyon gingen die Bremer auch im Rückspiel beim französischen Meister mit 2:7 unter.

Lyon (08.03.2005, 22:53 Uhr) - Aus dem erhofften Fußball-Wunder wurde für Werder Bremen eine handfeste Blamage: Zwei Wochen nach der 0:3-Niederlage im Weserstadion erlebte der deutsche Meister am Dienstagabend mit dem 2:7 (1:3) im Rückspiel bei Olympique Lyon ein Debakel und verabschiedete sich bereits im Achtelfinale sang- und klanglos aus der Champions League. Vor 38.922 Zuschauern im Stade Gerland kassierten die Bremer durch Tore des nicht zu bremsenden Sylvain Wiltord (8./55./64.), Mickael Essien (17./30.), Florent Malouda (60.) und Jeremy Berthod (80./Foulelfmeter) ihre höchste Europapokal- Niederlage seit 1994 (0:5 gegen den FC Porto). Johan Micoud (32.) und Valerien Ismael (57./Foulelfmeter) trafen für die in der Abwehr desolaten Bremer, die zu keiner Zeit für ein «Wunder» wie 1999 in Frage kamen. Damals hatte das Team eine 0:3-Niederlage gegen Lyon im Rückspiel mit 4:0 wettgemacht.

«Das ist eine Riesenenttäuschung, was hier abgelaufen ist. Man kann verlieren, aber so ein Spiel darf man nicht hinlegen. Mit so einem Zweikampfverhalten kann man kein Spiel gewinnen. Wir haben Lyon einen wunderschönen Abend bereitet», sagte der zerknirschte Bremer Trainer Thomas Schaaf. «Es ist einfach nicht zu erklären. So darf man sich nicht abschlachten lassen», gab Kapitän Frank Baumann zu.

Dabei hatte Schaaf alles probiert, um das unmöglich Scheinende doch noch möglich zu machen. Zum «K.u.K.»-Sturm mit Miroslav Klose und Ivan Klasnic gesellte sich mit Nelson Valdez ein dritter Angreifer, dafür blieb Tim Borowski zunächst auf der Bank. Doch das Konzept der Bremer, druckvoll zu spielen, um den Gegner zu Fehlern zu zwingen, wurde bereits nach acht Minuten durchkreuzt. Nach einem Stellungsfehler von Petri Pasanen hatte Wiltord freie Bahn zum Tor und ließ Andreas Reinke, der nach auskurierter Knieprellung zwischen den Pfosten stand, keine Abwehrchance.

Die geschockten Bremer antworteten mit zaghaften Angriffsversuchen, die jedoch meist schon weit vor dem gegnerischen Strafraum abgefangen wurden. Im Mittelfeld konnten Micoud und Fabian Ernst dem Offensivspiel ihrer wie gelähmt wirkenden Mannschaft kaum Impulse geben. Auf der anderen Seite hatte der Bundesliga-Dritte wie schon in der ersten Begegnung erhebliche Probleme mit den flinken und kombinationssicheren Franzosen, die mit schnellen Pässen immer wieder Breschen in die Abwehr schlugen. Allein Ismael behielt in der Vierer-Kette ein paar Mal die Übersicht und hatte auch in der Offensive gute Szenen. In der 27. Minute köpfte der Franzose an die Latte.

Die Tore indes fielen weiter auf der Gegenseite. Nach einer geschickten Körpertäuschung nutzte Essien die Lücke und traf von der Strafraumgrenze aus ins Tor. 13 Minuten später tanzte der Ghanaer die Bremer Verteidigung einschließlich Torwart Reinke aus und vollendete zum 3:0. Zwei Minuten später kam Micoud im Strafraum frei zum Schuss und gestaltete das Resultat für die Bremer zunächst etwas freundlicher.

Doch das Bemühen des deutschen Meisters - nun mit Borowski für den enttäuschenden Klose - um Schadensbegrenzung misslang. Die Akzente in einem hochklassigen Spiel setzten weiter die wie entfesselt aufspielenden Franzosen. Die mit 27 Treffern torgefährlichste Mannschaft im Wettbewerb hatte in Wiltord ihren herausragenden Akteur, der die Werder-Abwehr ein- ums andere Mal narrte und Reinke noch zwei Mal das Nachsehen gab. Da hatte der Treffer von Ismael, der einen von Lamine Diatta an Fabian Ernst verwirkten Foulelfmeter verwandelte, nur noch statistischen Wert.

(Von Michael Rossmann, dpa) ()

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false