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Die Demonstration gegen die Wahl von Bodo Ramelow blieb friedlich. AfD und NPD-Mitgleider waren nicht zu sehen.

© reuters

Demonstration gegen Wahl von Bodo Ramelow: „R2G = SED – Keine Macht den Kommunisten“

Etwa 1500 bis 2000 Menschen haben am Donnerstagabend in Erfurt friedlich gegen die Wahl vom Linken-Politiker Bodo Ramelow zum Ministerpräsidenten von Thüringen protestiert. Sie sind empört über die SPD, die mit der Linken koalieren will.

Von Matthias Meisner

Ein wenig enttäuscht ist der Bürgerrechtler Matthias Büchner doch, dass Wolf Biermann nicht gekommen ist. „Ich kann ihn begreifen“, sagt Büchner, kurz bevor es losgeht mit der letzten großen Demonstration gegen Rot-Rot-Grün, am Vorabend der an diesem Freitag im Thüringer Landtag geplanten Wahl des Ministerpräsidenten. Aber: „Ich hätte ihn lieber hier gesehen, den Drachentöter.“

Etwa 1500 bis 2000 Menschen haben sich vor dem Erfurter Landtag versammelt, viele halten Kerzen in der Hand. Fackeln, wie sie bei der vorigen Demonstration am 9. November vor dem Dom noch vereinzelt getragen wurden, sind diesmal von den Veranstaltern ausdrücklich missbilligt worden. Auch „Ramelow raus!“ soll nicht mehr gerufen werden.  An Bodo Ramelow, dem Linke-Kandidaten für das Amt des Regierungschefs, wolle man sich nicht abarbeiten, verspricht der Moderator auf der Bühne, der „verirrte Christ müsse seine Sünde mit dem lieben Gott selbst ausmachen“. NPD- oder AfD-Leute, die sich dem Protest vor einem Monat am Dom als Trittbrettfahrer angeschlossen hatten, sind nicht zu sehen.

Alte Bekannte sind unter den Protestierern, die seit Wochen gegen eine von der Linkspartei geführte Regierung in Thüringen mobil machen – etwa der Sozialdemokrat Stefan Sandmann aus Ilmenau, der meint, seine Partei müsse sich schämen. Sie sei doch eigentlich für ihre Annäherung an die Linke bei der Landtagswahl am 14. September „genug gestraft worden“. Auch die ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Gunter Weißgerber und Stephan Hilsberg sind da. Aus Berlin gekommen ist Hubertus Knabe, Direktor der Stasiopfer-Gedenkstätte in Hohenschönhausen. Ein Megaphon hat er dabei, „prophylaktisch mitgebracht“, wie er sagt.

Die Assoziationen mit der friedlichen Revolution vor 25 Jahren sind beabsichtigt

In der ersten Reihe der Protestierer steht – was nicht allen behagt – die CDU-Landtagsabgeordnete Marion Walsmann, die für ihre Partei schon in der Volkskammer saß. CDU-Fraktionschef Mike Mohring, der sein Kommen erwogen hatte, hat sich unter Hinweis auf einen Auftritt in der Talkrunde von Maybrit Illner im ZDF entschuldigen lassen. „Schande, Schande“, rufen die Demonstranten immer wieder, empört vor allem über die SPD und die Grünen, die den Koalitionsvertrag mit der Linken ausgehandelt haben. „Stasi raus“, schallt es über den Platz – in Anspielung auf die Verstrickung von zwei Linke-Landtagsabgeordneten, die am Freitag Ramelow mit wählen sollen - sein geplantes Bündnis hat im Landtag nur eine Mehrheit von einer Stimme.

Es ist ein friedlicher Protest, die Assoziationen mit der friedlichen Revolution vor 25 Jahren sind beabsichtigt. Auf Plakaten – die meisten sind handgemalt – stehen Parolen wie „Das Volk sagt Nein“, „Eine Schande“ oder „R2G = SED – Keine Macht den Kommunisten“.  Ein Demonstrant hat ein altes Transparent aus dem Jahre 1989 aus dem Keller geholt: „Weg mit der Führungsrolle der SED – freie Wahlen“. Er sagt: „Eigentlich haben wir gedacht, der Spuk wäre vorbei. Jetzt ist er wieder da.“

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