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Demonstrationen: Proteste erreichen Tunesiens Nachbarn

Demonstrationen in Kairo, Amman und Sanaa: Nach dem Sturz des tunesischen Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali wächst in den überwiegend despotisch regierten Nachbarstaaten Tunesiens die Furcht vor einem Übergreifen der Revolte.

Nach dem Sturz des tunesischen Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali wächst in den überwiegend despotisch regierten Nachbarstaaten Tunesiens die Furcht vor einem Übergreifen der Revolte. In Tunesien haben am Sonntag die größten Parteien des Landes mit Verhandlungen über eine Regierung der nationalen Einheit begonnen, Übergangspräsident Foued Mebazaa soll Neuwahlen vorbereiten. Sonntagnachmittag fielen dennoch wieder Schüsse im Zentrum der Hauptstadt Tunis. Ein deutsches Paar mit Jagdwaffen soll nach Medienberichten festgenommen worden sein. Armee und Leibgarde lieferten sich laut Augenzeugenberichten ein Feuergefecht beim Präsidentenpalast.

In zahlreichen arabischen Hauptstädten kam es am Wochenende zu Protesten der Bevölkerung. In Jemens Hauptstadt Sanaa gingen rund tausend Studenten auf die Straße und forderten „eine Revolution gegen unsere doppelzüngigen Herrscher“. In Kairo versammelten sich mehrere dutzend Demonstranten vor der tunesischen Botschaft und forderten den Rücktritt von Präsident Mubarak. In der jordanischen Hauptstadt Amman forderten erboste Demonstranten den Rücktritt der Regierung. Von den arabischen Staatschefs meldete sich einzig Libyens Muammar Gaddafi per Fernsehansprache zu Wort und nannte die Entmachtung Ben Alis „einen großen Verlust“.

In Tunesien verlangte die Opposition Zusicherungen, dass die anstehende Präsidentenwahl frei sein wird. Außerdem forderten die Parteien genug Zeit für ihren Wahlkampf, demokratische Reformen und weniger Macht für die herrschende RCD-Partei. Unterdessen wurde der frühere Sicherheitschef des gestürzten Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali festgenommen. General Ali Sériati sei im Süden des Landes beim Versuch, ins benachbarte Libyen zu fliehen, von Polizisten und Soldaten gefasst worden, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Sonntag aus offiziellen Kreisen. Dem tunesischen Fernsehen zufolge wird ihm und mehreren „Komplizen“ Unruhestiftung vorgeworfen.

Das Auswärtige Amt warnte wegen der unübersichtlichen Lage weiter vor Reisen nach Tunesien. Die großen Reiseveranstalter brachten nahezu alle deutschen Urlauber wieder sicher nach Hause. Sondermaschinen mit den übrigen 1100 Touristen sollten bis Sonntagabend in Deutschland landen. „Alle Gäste, die Tunesien verlassen wollten, sind auf dem Heimweg oder bereits wieder zu Hause eingetroffen“, sagte Thomas-Cook-Sprecher Mathias Brandes am Sonntag. Nur ein „ganz kleiner Teil“ habe entschieden, auf eigenes Risiko zu bleiben.

Die Veranstalter haben bis jeweils zum 21. beziehungsweise 24. Januar alle Tunesien-Flüge abgesagt. Ob das Mittelmeerland danach wieder angeflogen werden kann, sei noch unklar. Die Sicherheitslage werde kontinuierlich neu bewertet. Betroffene Kunden können in den nächsten Tagen noch kostenlos umbuchen oder ihre Reise absagen. Die Anbieter bieten unterschiedliche Fristen an. Zudem erstatten die drei großen Anbieter den Urlaubern den Preis anteilig, wenn sie ihre Reise abbrechen mussten. mit rtr, dpa

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