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Demo Athen

© dpa

Demonstrationen: Proteste in Griechenland werden schwächer

Nach neuen Krawallen in der griechischen Hauptstadt Athen hat sich die Lage am Freitagabend wieder beruhigt. Tagsüber wurde das Büro eines Anwalts verwüstet, der gesagt hatte, der Tod des Jugendlichen sei "eine Tat Gottes" gewesen.

Sechs Tage nach dem Tod eines 15-Jährigen durch Polizeischüsse haben sich die Proteste in Griechenland abgeschwächt. Nur in der Hauptstadt Athen und in Thessaloniki fanden am Freitag Demonstrationen mit mehreren tausend Teilnehmern statt. In beiden Städten kam es zu vereinzelten Ausschreitungen. Kurz vor Mitternacht (22:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit) gingen rund 50 Radfahrer auf die Fahrbahn der Hauptstraße vor dem Parlament und blockierten etwa 30 Minuten lang den Verkehr. Sie skandierten Parolen gegen die Polizeigewalt, wie das Fernsehen berichtete. Dabei entstanden vorübergehend Verkehrsprobleme im Zentrum Athens.

Davor beteiligten sich in Athen etwa 4000 Menschen, vor allem Schüler, Studenten und Lehrkräfte, an einem Protestzug zum Parlament. Dabei waren gegen die Polizei gerichtete Sprechchöre zu hören. An der Spitze des Zuges hielten Demonstranten ein großes Transparent mit der Aufschrift "Mörderstaat" hoch. Zu Beginn der Demonstration bewarfen Jugendliche Polizisten mit Molotow-Cocktails und Steinen, die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein. Die Fassaden zweier Bankfilialen wurden durch Steine und andere Wurfgeschosse beschädigt. Wenig später wurde die Demonstration jedoch ohne weitere Zwischenfälle fortgesetzt.

Provokanter Anwalt: Büro verwüstet

Im Zentrum Athens wurde das Büro des Anwalts verwüstet, der im Zusammenhang mit Tod des Jugendlichen zwei Polizisten vertritt. Während des Angriffs einer Gruppe Jugendlicher sei niemand verletzt worden, hieß es aus Polizeikreisen. Der Anwalt Alexis Kougias sei während des Überfalls nicht im Büro gewesen. Die Randalierer riefen in Anspielung auf das Ergebnis der Autopsie des 15-jährigen Alexis Grigoropoulos: "Kougias wird durch einen Querschläger sterben." Der durch häufige Fernsehauftritte bekannte Kougias hatte mit seiner Aussage für Empörung gesorgt, der Tod des Jugendlichen sei durch eine "Tat Gottes" herbeigeführt worden. Eine Autopsie hatte nach Angaben aus Justizkreisen ergeben, dass er durch einen Querschläger getötet worden sei.

Unterdessen zeichnete sich ab, dass das mit Spannung erwartete Ergebnis der ballistischen Untersuchung zu dem Todesschuss erst nächste Woche vorliegen könnte. Das griechische Fernsehen berichtete, weitere Untersuchungen seien notwendig. Neue Demonstrationen waren für Samstag und Sonntag nicht angekündigt. Die Studenten und Schüler hätten sich wieder für Montagmittag zu Protesten verabredet, hieß es in Radioreportagen.

Thessaloniki: Steine und Orangen flogen

In Thessaloniki, der zweitgrößten Stadt des Landes, zogen etwa 800 Schüler und Studenten durch die Straßen. Zu Beginn der Kundgebung warfen Jugendliche Steine und Orangen auf ein Polizeikommissariat. Am Ende einer Kundgebung mit etwa 1000 Teilnehmern, zumeist Mitglieder linksradikaler Gruppen, griff eine Gruppe von Demonstranten Büros der Regierungspartei Nea Dimokratia mit Wurfgeschossen an.

Regierungschef Kostas Karamanlis lehnte einen Rücktritt erneut ab. Für ihn sei es "zu früh, um in Rente zu gehen", sagte er am Rande des EU-Gipfels in Brüssel. Sein Land brauche "ein beständige und verantwortungsvolle Regierung", vorgezogene Wahlen kämen nicht in Frage.

In Frankfurt am Main kam es nach einer friedlichen Kundgebung aus Solidarität mit den Protesten in Griechenland in der Nacht zum Freitag zu Ausschreitungen. Demonstranten bewarfen Polizisten und Einsatzfahrzeuge mit Steinen, Farbbeuteln und Flaschen, wie die Polizei mitteilte. Zwei Zivilbeamte wurden leicht verletzt. Die Polizei nahm die Personalien von acht Demonstranten auf und meldete zudem eine Festnahme. (mhz/AFP/dpa)

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