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Den Haag: Prozessanhörung ohne Angeklagten Seselj

Vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hat der Prozess gegen den serbischen Ultranationalisten Vojislav Seselj begonnen. Der 52-jährige Angeklagte blieb der Verhandlung fern.

Den Haag - Seselj befindet sich seit dem 10. November im Hungerstreik. Die Richter forderten seinen Pflichtverteidiger, den Briten David Hooper, auf, Seselj zu vertreten. Der Angeklagte habe mit seinem Hungerstreik seinen Gesundheitszustand bewusst verschlechtert, es gebe deshalb keinen Grund, den Prozess zu verzögern, sagte der Vorsitzende Richter Alphons Orie.

Seselj hatte sich im Februar 2003 freiwillig dem UN-Tribunal gestellt. Der Vorsitzende der Serbischen Radikalen Partei (SRS) ist in neun Punkten wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen angeklagt. Zwischen August 1991 und September 1993 soll er an der Seite des verstorbenen früheren jugoslawischen Staatschefs Slobodan Milosevic an Plänen für ein "Großserbien" mitgewirkt haben. Die Anklage wirft ihm vor, mit hetzerischen Reden Tausende junger Serben dazu bewogen zu haben, als Freiwillige an den Kriegen in Kroatien (1991-1995) und Bosnien (1992-1995) teilzunehmen. Darüber hinaus soll er Freiwilligenverbände an der Seite der serbischen Armee finanziert und persönlich geführt und an der Verfolgung von Nicht-Serben teilgenommen haben.

Während des Vor-Verfahrens übte sich Seselj in derselben Taktik wie der im März in Haft verstorbene Milosevic. So weigert er sich, das Gericht anzuerkennen. Die ihm vom Gericht beigestellten Verteidiger lehnte er ab und bezichtigte diese stattdessen der Spionage im Interesse der Anklage. Zwei Mal wurde er bereits wegen "störenden Benehmens" aus dem Gerichtssaal geschickt. Die von Seselj geführte SRS ist die stärkste Partei im Belgrader Parlament, aber nicht an der Regierung beteiligt. (tso/AFP)

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