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Politik: Der 41-jährige Rechtsanwalt Herbert Mertin folgt dem schwer erkrankten Peter Caesar

Der Landeshauptausschuss der rheinland-pfälzischen FDP reagierte schnell, als sie den Vorsitzenden des Parteibezirkes Koblenz, Herbert Mertin, als Nachfolger des schwer erkrankten und deswegen zurückgetretenen Justizministers Peter Caesar auserkor. Der 41-jährige Rechtsanwalt erzielte bei zwei Gegenkandidaten eine Zweidrittelmehrheit.

Der Landeshauptausschuss der rheinland-pfälzischen FDP reagierte schnell, als sie den Vorsitzenden des Parteibezirkes Koblenz, Herbert Mertin, als Nachfolger des schwer erkrankten und deswegen zurückgetretenen Justizministers Peter Caesar auserkor. Der 41-jährige Rechtsanwalt erzielte bei zwei Gegenkandidaten eine Zweidrittelmehrheit. Er wird am 22. September im Landtag vereidigt.

Als Herbert Mertin Ende 1982 den Antrag auf Aufnahme in die FDP stellte, ließ die Partei sich allerdings erst einmal fünf Monate Zeit, bis sie dem jungen Mann mit dem Rauschebart das Parteibuch zuschickte. Er sei darüber damals angesichts der ganzseitigen Mitgliederwerbung in den Zeitungen sehr erstaunt gewesen, erinnert sich der Sohn einer Ostpreußin und eines schlesischen Landwirts, die nach dem Krieg nach Chile ausgewandert waren. Erstaunt dürfte Mertin jetzt wieder gewesen sein: diesmal über das Tempo, mit dem er die FDP-Karriereleiter bis an die Spitze des Justizressorts im rot-gelben Kabinett von Ministerpräsident Kurt Beck hinaufgelangt ist. Dabei wird er ein schweres Erbe antreten. Denn Caesar zählt zu den wenigen Justizministern mit großem Renommee weit über die Landesgrenzen hinaus.

Mertin wurde in Temuco in Chile als eines von fünf Kindern geboren. Schon als kleiner Junge interessierte er sich sehr für Politik. Statt mit Gleichaltrigen zu spielen, hörte er zum Kummer seiner Mutter lieber Diskussionen der Erwachsenen zu. In Santiago de Chile besuchte er die Deutsche Schule. 1971 kam er nach Deutschland. Noch heute ist er Doppelpassbesitzer. Im Gymnasium in Linz am Rhein gehörte er im Sport zu den ganz Schnellen und wurde rheinland-pfälzischer Jugendmeister im 400-Meter-Lauf. Eine Verletzung setzte dieser Karriere ein Ende.

In Mainz und Bonn studierte Mertin Jura. Nach einem Referendariat am Oberlandesgericht Koblenz ließ er sich 1988 in Koblenz als Rechtsanwalt nieder. Im FDP-Landesverband verschaffte sich Mertin in rechts- und innenpolitischen Fragen Gehör. Dem Landtag gehört er seit 1996 an. Mehrere Jahre war er Vorsitzender der Jungen Liberalen. Schmunzelnd denkt er daran, wie der Landesvorsitzende Brüderle sich in jener Zeit über seinen zerfledderten Bart mokiert hatte. Der ist inzwischen gepflegter geworden und Mertin Vater von vier Jungen. Er strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Das Hobby ist seine Familie. Wenn sonst noch einmal Zeit übrig ist, geht er seiner Leidenschaft als Hobbykoch nach. Natürlich überrascht er seine Gäste gerne mit seinem chilenischen Lieblingsgericht. Es heißt "Pastel de choclo" und ist ein im Ofen gebackenes gewürztes Fleisch-Zwiebel-Gemisch mit Eiern, Rosinen, Oliven und geriebenem Mais.

Landesvorsitzender Brüderle ist sich sicher, dass Mertin mit seinem politischen Talent, mit Einsatzfreude und Fleiß die FDP zu Wahlergebnissen führen wird, "die sehr deutlich jenseits der Fünf-Prozent-Hürde liegen."

Heidi Parade

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