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Der Absturz: Stammklientel von FDP enttäuscht

Ernüchterung der Kernwählerschaft über die FDP: Einer Umfrage zufolge sind 85 Prozent der Führungskräfte in Deutschland unzufrieden mit Westerwelles Liberalen - und das kurz vor der NRW-Wahl. Lediglich Gesundheitsminister Rösler kann punkten.

Düsseldorf - Kurz vor dem FDP-Bundesparteitag ist Guido Westerwelle an einem neuen Tiefpunkt angelangt: Die Mehrzahl der Führungskräfte entzieht ihm das Vertrauen. Ihr neuer Hoffnungsträger: Gesundheitsminister Rösler. Nur noch sechs Prozent der Führungskräfte würden heute für die Liberalen stimmen, ermittelte eine Führungskräfteumfrage des „Handelsblatt“. Bei der Bundestagswahl hatten 37 Prozent der Befragten FDP gewählt. Noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik hat sich eine Partei nach einem Wahlerfolg so schnell von ihrer Kernwählerschaft isoliert.

Westerwelle hatte die FDP vor allem als Steuersenkungspartei profiliert. Liberale Themen wie Ordnungspolitik und Bürgerrechte verkümmerten unter seiner Führung. Aufgrund leerer Staatskassen hatte Westerwelle kürzlich sein 35-Milliarden- Euro-Steuersenkungsversprechen aber mehr als halbiert – und auch dies ist weder in der Regierung noch in der Wirtschaft unstrittig. Die Führungskräfte befürchten neue Staatsschulden, höhere Inflation, steigende Zinsen, schlechtere Investitionsbedingungen – und unterstützen eher Bundesfinanzminister Schäuble (CDU) als Westerwelle, der in ihrer Rangfolge der wichtigsten FDP-Politiker nur knapp vor dem durch Freitod gestorbenen Jürgen Möllemann rangiert. Auch Wirtschaftsminister Brüderle strafen die Manager ab: Nur fünf Prozent beeindruckte er positiv. Der FDP schadet auch ihr Regierungsstil: Statt die Zahl der Staatssekretäre zu reduzieren und das Entwicklungshilfeministerium abzuschaffen, habe sie sich „in geradezu obszöner Weise mit Posten bedient“, sagte Heinrich Weiss, Chef des Anlagenbauers SMS Group. HB

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