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Politik: Der Aufstand der Verzweifelten

Fast drei Wochen lang leisteten vor 60 Jahren jüdische Kämpfer im Warschauer Ghetto Widerstand

Am 19. April 1943 begann in Warschau der Ghetto-Aufstand gegen die Todesmaschinerie der Nazis. Der verzweifelte, aber aussichtslose Kampf der jugendlichen Partisanen sollte die Weltöffentlichkeit aufrütteln, zu einem erschütternden Protest gegen den an den Juden verübten Völkermord werden.

Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Polens Hauptstadt 380 000 Juden gezählt, die damals größte jüdische Gemeinde Europas. Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht 1939 sahen sich Polens Juden bald wachsenden Schikanen ausgesetzt. Im November 1940 wurde das Warschauer Ghetto abgeriegelt, in der Folgezeit immer mehr Juden aus dem Umland in das nur 307 Hektar kleine Areal gepfercht. Von den 460 000 Menschen, die 1941 im Ghetto wohnten, war bis zum Sommer 1942 fast jeder vierte durch Unterernährung, Krankheiten und Epidemien umgekommen.

Im Juli 1942 leiteten die nationalsozialistischen Besatzer die nächste Etappe ihres Vernichtungsfeldzugs gegen die Juden ein. Während der „großen Aktion“ wurden in den nächsten zwei Monaten 300 000 Ghetto-Bewohner in die Gaskammern von Treblinka deportiert. Im Zuge des Aufstands leisteten wenige hundert schlecht bewaffnete Kämpfer des „Rest-Ghettos“ mit selbst produzierten Brandbomben gegen die hochgerüstete Übermacht von 2000 deutschen und ukrainischen SS-Soldaten fast drei Wochen lang erbitterten Widerstand. Mit Flammenwerfern ließ SS-Brigadeführer Jürgen Stroop das Ghetto schließlich von außen her systematisch niederbrennen – und mit schwerer Artillerie in Trümmer schießen. Tausende der verbliebenen Juden sprangen aus brennenden Fenstern in den Tod oder wurden in ihren Verstecken bei lebendigem Leib verbrannt. Vom Ghetto blieb nur ein blutgetränktes Trümmerfeld zurück.

Thomas Roser[Warschau]

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