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Politik: Der Ausstieg ist wohl unausweichlich. Ein Schreiben aus Rom erklärt Bedenken deutscher Bischöfe für unmaßgeblich

Der Ausstieg der katholischen Kirche aus der gesetzlichen Schwangerenberatung scheint unabwendbar. Das ergibt sich aus einem Schreiben des Kardinalstaatssekretärs Angelo Sodano an mehrere deutsche Diözesanbischöfe.

Der Ausstieg der katholischen Kirche aus der gesetzlichen Schwangerenberatung scheint unabwendbar. Das ergibt sich aus einem Schreiben des Kardinalstaatssekretärs Angelo Sodano an mehrere deutsche Diözesanbischöfe. Diese hatten sich im Oktober an Papst Johannes Paul II. gewandt, um noch einmal ihre Bedenken gegen das Ende der kirchlichen Konfliktberatung vorzutragen. Wie es in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Freitag hieß, erklärte Sodano in seinem Brief alle Einwände für unmaßgeblich. Die päpstliche Weisung vom 18. September dieses Jahres sei verbindlich. Alle deutschen Bischöfe reisen in den nächsten zwei Wochen zu ihrem regelmäßigen Besuch in den Vatikan, innerhalb dessen jeder ein Einzelgespräch mit dem Papst hat. Dabei wollen einige Bischöfe ihre Bedenken im Abtreibungsstreit vorbringen.

Im September hatten die Kardinäle Sodano und Ratzinger den deutschen Bischöfen mitgeteilt, dass nach dem Willen des Papstes eine in katholischen Beratungsstellen ausgestellte Beratungsbescheinigung nicht mehr geeignet sein dürfe, den "Zugang zur Abtreibung nach StGB Paragraph 218 a (1) zu eröffnen". Zugleich erinnerten sie an die schon früher geäußerte Bitte des Papstes, "Scheine dieser Art" in Zukunft nicht mehr ausstellen zu lassen. Die Ausstellung eines Beratungsscheins ist Voraussetzung für einen straflosen Schwangerschaftsabbruch.

In dem Schreiben vom 18. September heißt es gleichzeitig, es liege "entsprechend den Weisungen des Heiligen Vaters in der Kompetenz der deutschen Bischöfe zu entscheiden, wie sie die Beratungstätigkeit fortsetzen". Nach Auskunft einer Sprecherin der Bischofskonferenz steckt dahinter ein kirchenrechtlicher Konflikt. Der Papst sei der Auffassung, bei den Problemen der Schwangerenberatung handele es sich um eine Lehrfrage, für die er die Kompetenz habe, um die weltweite Einheit der Kirche zu wahren. Viele deutsche Bischöfe hingegen meinten, es sei eine Gewissensfrage, die nur der Einzelne beantworten könne.

Unklar ist, was geschieht, wenn Bischöfe der Weisung des Papstes nicht folgen. Die Bischofsweihe könne nicht entzogen werden, sagte die Sprecherin der Bischofskonferenz. "Theoretisch ist es aber möglich, dass einem Bischof sein Bistum entzogen wird." Er hätte dann nur noch ein "virtuelles Bistum".

Beatrice von Weizsäcker

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