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Politik: Der Babysitter musste warten

An jenem Abend war ich im Hebbel-Theater: „Lost in the Stars and Stripes.“ In der Pause kam ein Betrunkener ins Foyer, erklärte, er käme gerade aus Ostberlin, sei einfach über die Grenze gegangen und habe sich nun wahrlich seinen ersten Sekt verdient, der ihm unverzüglich gereicht wurde.

An jenem Abend war ich im Hebbel-Theater: „Lost in the Stars and Stripes.“ In der Pause kam ein Betrunkener ins Foyer, erklärte, er käme gerade aus Ostberlin, sei einfach über die Grenze gegangen und habe sich nun wahrlich seinen ersten Sekt verdient, der ihm unverzüglich gereicht wurde. Wir hielten ihn für verrückt, aber irgendetwas stimmte nicht. Ich konnte meine damalige Frau trotz wartenden Babysitters nach der Aufführung überreden, einen Umweg zum Übergang Heinrich-Heine-Straße zu fahren. Was dort geschah, war unfassbar. Als wir wieder in den Westen kamen, hielt man mich auch für einen jener, die aus dem Osten in den Westen flohen, umarmte mich, einer wollte mir Geld zustecken: „Ihr habt den Falschen erwischt“, musste ich bekennen. Der Babysitter musste warten, erst um sechs Uhr waren wir zu Hause.

PETER RAUE (68)

Rechtsanwalt und Vorsitzender des „Freundeskreises der Nationalgalerie“

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