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Politik: Der feine Unterschied

Der britische Außenminister Straw wirbt in der arabischen Welt um Zustimmung zur amerikanischen Irak-Politik. Von Regimewechsel ist dabei aber keine Rede

Von Matthias Thibaut, London

„Diplomatie, unterstützt von militärischem Druck“ ist das Motto des britischen Außenministers Jack Straw, der derzeit von Ägypten nach Jordanien, Kuwait und Iran reist – Länder, die ihm zufolge „gute Gründe haben, Saddam Hussein zu fürchten“. Im Verborgenen bleibt, wann der Brite als Unterhändler amerikanischer Interessen und wann er in eigener Sache auftritt.

Das hat er schon am Montag in Paris beim Poker um die neue Irak-Resolution elegant umschifft. Straw beharrte auf dem von den USA geforderten Junktim zwischen Inspektionen und der Drohung militärischer Gewalt, betonte aber vor allem die Möglichkeiten einer friedlichen Lösung. So auch in Ägypten, wo er mit Außenminister Ahmad Mahir erörterte, wie man der Region die Gefahren eines Kriegs ersparen kann. Die Antwort: Durch den stärksten militärischen Druck auf Saddam und internationale Geschlossenheit.

Großbritannien setzt subtil andere Akzente als die USA: Nicht Regimewechsel, sondern Entwaffnung Saddams; Internationalisierung nicht nur der Phalanx gegen Saddam Hussein, sondern auch des Nahost-Problems. Unerschrocken vor der Skepsis amerikanischer Falken, die sich ihren Handlungsspielraum nicht einengen lassen wollen, drängt London hier auf Tempo. Berichte, Blair habe für seinen Vorschlag einer Nahost-Konferenz bereits einen Rüffel aus Washington erhalten, wies Straw zurück.

Was immer London an politischem Einfluss hat, muss aber durch Bündnistreue erkauft werden. Deshalb werde Tony Blair in den nächsten zwei bis drei Wochen die Entsendung von Truppen an die irakische Grenze befehlen, teilten anonyme Regierungskreise der britischen Presse mit. Von einem bis zu 20 000 Mann starken Kontingent mit schweren Panzern ist die Rede. Aber auch hier geht es weniger um Krieg, als darum, Druck zu machen: „Wir hoffen auf eine Implosion im Irak, ein politisches Ergebnis, nicht eine primär militärische Entscheidung“, werden die Regierungsquellen zitiert. Londons Traumszenario: ein Regimewechsel ohne Krieg.

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