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Politik: Der Frieden ist da – der Kleinkrieg geht weiter

Kongos Präsident Kabila hat sich mit Ruanda und Uganda auf einen Truppenrückzug geeinigt. Die Rebellen bekommt er dennoch nicht in den Griff

Von Christoph Link, Nairobi

Gute Nachrichten aus Kongo sind in den vergangenen Jahren selten gewesen, doch jetzt stehen die Zeichen auf Frieden. Vor wenigen Wochen konnte die Regierung in Kinshasa einen Friedensvertrag mit Ruanda feiern, vor wenigen Tagen einigte sich der junge Präsident Joseph Kabila mit Uganda auf einen Rückzug der Truppen aus dem Nachbarland. Doch die Situation im Land bleibt labil, denn die Kämpfe zwischen rivalisierenden Rebellengruppen gehen auch ohne deren Schutzmächte Ruanda und Uganda weiter. Kürzlich erst griffen ugandische Truppen in Kämpfe rivalisierender Rebellengruppen in der nordost-kongolesischen Stadt Bunia ein, wo sie ihre Kräfte gerade erst deutlich reduziert hatten.

Bunia war schon mehrfach Schauplatz blutiger Kleinkriege zwischen den Ethnien der Lendu und der Hema. Am 6. August zettelten Soldaten der hier regierenden Rebellengruppe RCD-ML von Mbusa Nyamwisi eine Meuterei an und setzten den Gouverneur der Stadt ab, der Zuflucht im Gebäude der UN-Mission fand.

Heftige Kämpfe zwischen rivalisierenden Flügeln der RCD-ML waren die Folge, in deren Verlauf 85 Menschen ihr Leben verloren. Während die Lendu die Meuterer unterstützten, setzen die Hema nach wie vor auf die RCD-ML von Nyamwisi. Ein Militärsprecher in Uganda sagte: „Wir mussten eingreifen, um eine Ausweitung der Kämpfe in der Stadt zu verhindern.“

Mitarbeiter der Vereinten Nationen fanden nach den Kämpfen in den Außenbezirken Bunias zwei Massengräber mit insgesamt 75 Toten. Unter den Opfern fanden sich auch Kinder und Frauen, die mit Hackmessern übel zugerichtet waren. UN-Sprecher Tim Watts in Kinshasa beschrieb die Lage in Bunia als „äußerst angespannt".

„Aber unsere Beobachter sind unbewaffnet und es ist für sie schwierig, hinauszugehen und die Situation zu prüfen." Die Provinz Ituri, in der Bunia liegt, gilt als eine der unsichersten Gegenden der Demokratischen Republik Kongo. Im Sommer 2001 wurden hier sechs Gesandte des Internationalen Roten Kreuzes bei einer Erkundungsfahrt überfallen und ermordet. Im Januar desselben Jahres fanden an einem einzigen Tag 400 Menschen bei ethnischen Kämpfen den Tod. Die Anarchie in der Provinz Ituri ist symptomatisch für weite Teile des Ostkongos.

Die hier vor vier Jahren gegen Mobutu-Nachfolger Laurent Desiré Kabila gegründete „Rebellengruppe der Rassemblement Congolais pour la Democratie“ (RCD) splittert sich immer weiter auf: In Bunia gibt es unter dem Titel RCD-ML mittlerweile zwei Flügel, in Goma regiert die Hauptgruppe der RCD, aber in Brüssel haben Exilanten eine neue RCD-Congo gegründet. Hinzu kommen RCD-Deserteure unter dem Tutsi-Offizier Patrick Masunzu, der auf der Hochebene im Süd-Kivu gegen seine alten Genossen kämpft. Vagabundierende Hutu-Kämpfer aus Ruanda schüren zusätzlich den Terror gegen die Zivilbevölkerung. Die Entwaffnung der Hutu-Milizen immerhin war kürzlich von Ruanda Präsident Paul Kagame und Kongos Präsident Joseph Kabila vereinbart worden. Doch wie sie vonstatten gehen soll, und ob der geplante Abzug der Ruander das Chaos im Ostkongo nicht erhöht, das bleibt offen.

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