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Politik: Der Gegenschlag: USA fliegen zweite Angriffswelle

Die USA haben am Montag die Angriffe auf militärische Ziele in Afghanistan mit Bombern und Marschflugkörpern fortgesetzt. Britische Flugzeuge oder Waffen sind diesmal nicht eingesetzt worden, wie Verteidigungsminister Donald Rumsfeld vor Journalisten in Washington mitteilte.

Die USA haben am Montag die Angriffe auf militärische Ziele in Afghanistan mit Bombern und Marschflugkörpern fortgesetzt. Britische Flugzeuge oder Waffen sind diesmal nicht eingesetzt worden, wie Verteidigungsminister Donald Rumsfeld vor Journalisten in Washington mitteilte. Er bekräftigte, dass bei der ersten bis Montagmorgen (MESZ) dauernden Angriffswelle Fortschritte bei der Ausschaltung der Taliban-Flugabwehr erzielt worden seien. Es habe auch Einschläge auf Flugplätzen gegeben. Das volle Ausmaß der Schäden könne aber noch nicht eingeschätzt werden. Die Vereinigten Staaten haben den UN-Sicherheitsrat darüber informiert, dass sie nach den Angriffen vom Sonntag auf Afghanistan auf längere Sicht "weitere Aktionen" gegen andere Länder erwägen. Der erste Vergeltungsschlag der USA forderte nach Angaben des Taliban-Regimes 20 Todesopfer, darunter Frauen und Kinder.

Zum Thema Online Spezial: Kampf gegen Terror 7.10., 18.45 Uhr: Wie der Gegenschlag begann Hintergrund: US-Streitkräfte und Verbündete Schwerpunkt: US-Gegenschlag, Nato und Bündnisfall Schwerpunkt: Osama Bin Laden Chronologie: Terroranschläge in den USA und die Folgen Fotostrecke: Bilder des US-Gegenschlags Umfrage: Befürchten Sie eine Eskalation der Gewalt? Bei der zweiten Angriffswelle ist nach Meldungen der privaten afghanischen Nachrichtenagentur AIP erneut der Flughafen der Hauptstadt Kabul bombardiert worden. Ferner sei der Fernsehsender auf einem Berg oberhalb der Stadt unter Feuer genommen worden. Eine Bombe sei neben einem Krankenhaus eingeschlagen, berichtete die in Pakistan ansässige Agentur am Montagabend. Das Taliban-Regime sprach von Angriffen auf die Stadt Jalalabad. An dem neuen Militäreinsatz waren britische Streitkräfte nach Angaben des Londoner Verteidigungsministeriums lediglich mit logistischer Unterstützung beteiligt.

Der Taliban-Gesandte in Pakistan, Abdul Salam Saif, erklärte am Montag, das afghanische Volk werde sich nicht einschüchtern lassen. "Die Afghanen werden ihren islamischen Glauben verteidigen", sagte er. Bei den in der Nacht zum Montag angegriffenen Zielen handelte es sich nach Angaben des Pentagon um Raketenstellungen, Militärflugplätze, Militärflugzeuge, Radarstellungen sowie Ausbildungslager für Terroristen. Mindestens zwei Dutzend Ziele seien getroffen worden. Großbritannien sprach in einer ersten offiziellen Einschätzung von 30 getroffenen Zielen. Die Taliban meldeten den Abschuss eines alliierten Flugzeuges. Raketen hätten das Flugzeug über der Provinz Farah im Norden des Landes getroffen, sagte Saif. Das Pentagon erklärte dagegen, es habe bei der ersten Angriffswelle kein Flugzeug verloren.

Die Regierungs- und Oppositionsparteien im Bundestag - außer der PDS - versicherten die USA ihrer Solidarität und gaben der Bundesregierung Rückendeckung für einen möglichen Einsatz der Bundeswehr. Bundeswehr-Soldaten werden in den kommenden Tagen erstmals im Rahmen von Nato-Aufklärungsflügen in den USA eingesetzt. Da die Einsätze in Awacs-Maschinen jedoch innerhalb des Nato-Bündnisgebietes stattfinden, ist eine Entscheidung des Bundestags nicht nötig. Kanzler Schröder kündigte für Donnerstag eine Regierungserklärung an.

Die Grünen begrüßten, dass die Attacken offensichtlich gegen militärische Ziele gerichtet gewesen seien. "Wir hoffen und fordern, dass es auch weiterhin bei dieser Zielgenauigkeit und Verhältnismäßigkeit bleibt", sagte Parteichefin Claudia Roth.

Die internationalen Börsen reagierten auf die Luftangriffe mit Kursverlusten. Händler verwiesen auf die Furcht vor neuen Terroranschlägen als Reaktion auf die Angriffe.

Der Kriegsbeginn in Afghanistan löste im benachbarten Pakistan schwere Unruhen aus. Bei Ausschreitungen von Sympathisanten der islamischen Fundamentalisten kam in der südwestpakistanischen Stadt Quetta ein Demonstrant ums Leben, zahlreiche andere wurden verletzt. Auch in Peshawar und Karachi sowie einigen Grenzstädten kam es zu gewalttätigen Demonstrationen. Ein Fundamentalistenführer sagte, die proamerikanische Haltung der Regierung könne zu einer Spaltung der Streitkräfte führen.

Von den Luftangriffen in Afghanistan wurden in der Nacht zum Montag rund zwei Dutzend Ziele in der Hauptstadt Kabul, im Großraum von Jalalabad und Kandahar sowie die Zentrale von Taliban-Führer Omar getroffen. US-Transportflugzeuge warfen auch Lebensmittel und Medikamente ab.

Derweil informierten die Vereinigten Staaten den UN-Sicherheitsrat darüber, dass sie nach den Angriffen auf Afghanistan "weitere Aktionen" gegen andere Länder erwägen. In einem Brief an den Sicherheitsrat hieß es demnach, die USA könnten zu dem Schluss kommen, "dass unsere Selbstverteidigung weitere Aktionen gegen andere Organisationen und Staaten erfordert".

Palästinenserpräsident Jassir Arafat will alle weiteren Verletzungen des Waffenstillstandes mit Israel entschlossen ahnden. Jeder Palästinenser, der die Entscheidungen der Autonomiebehörde zur Waffenruhe verletze, werde festgenommen, sagte Arafat.

Unterdessen prüft die US-Bundespolizei FBI nach der zweiten Milzbrand-Erkrankung in Florida einen möglichen terroristischen Hintergrund. Justizminister John Ashcroft sagte am Montag in Washington, es müsse untersucht werden, ob es sich um einen terroristischen Angriff handele. Ein 63-jähriger Fotoredakteur war am Freitag an der überaus seltenen Milzbrand-Art gestorben. Danach wurden Erreger auch bei einem Arbeitskollegen sowie an einer Computer-Tastatur in der Redaktion entdeckt.

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