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Politik: Der Junge im Internet

Eine schwedische Familie fand ihren Neffen über ein Foto im Netz wieder – Geschichten Überlebender

Bangkok/Kuala Lumpur Sophia hat Schnittverletzungen und Blutergüsse im Gesicht – Folgen der todbringenden Flutwelle, die am zweiten Weihnachtsfeiertag über das thailändische Ferienparadies Phuket hereinbrach. Von den Eltern des zehnjährigen Mädchens aus Deutschland, das im Internationalen Krankenhaus von Phuket behandelt wird, gibt es derzeit keine Spur. Die Flut hat zahlreiche Kinder zu Waisen gemacht. Viele Eltern haben ihre Kinder verloren. Und doch gibt es in all dem Elend Geschichten, die Hoffnung machen.

Seit Sonntag wartet ein etwa zwei Jahre alter blonder Junge im Krankenhaus von Phuket auf seine Eltern. Dutzende verzweifelte Väter und Mütter kamen ins Hospital in der Hoffnung, dass es sich um ihr vermisstes Kind handelt. Vergeblich. Auch die Nationalität des Kindes, das noch nicht sprechen kann, war zunächst unklar. Das Krankenhaus stellte ein Bild des Kindes ins Internet, und schließlich meldete sich ein Onkel des Jungen aus der schwedischen Stadt Göteborg. Als er Hannes im Internet sah, habe er sofort ein Flugticket gebucht, um nach Thailand zu gelangen, sagte der Mann der schwedischen Zeitung „Aftonbladet“. Die Tante von Hannes sagte, sie habe vor Freude laut geschrien, als sie das Bild im Internet gesehen habe: „Wir dachten, er wäre tot.“

Der kleine Hannes war nach Angaben seines Onkels zusammen mit vier Verwandten auf einem einmonatigen Thailandurlaub. Die letzten Urlaubstage wollte die Familie in Khao Lak verbringen. Laut dem Bericht liegen der Vater und der Großvater des Jungen in einem anderen Krankenhaus. Die Mutter und die Großmutter würden vermisst. Zum Zeitpunkt der Flutwelle waren rund 20 000 Schweden in Thailand, etwa 1500 werden noch vermisst. Touristen hatten Hannes allein sitzend auf einer Straße nicht weit entfernt von Khao Lak gefunden – kurz nachdem die tödlichen Wassermassen dort hunderte Touristen mit sich gerissen hatten. Schnell hatte es erste Hinweise darauf gegeben, dass der blonde Junge aus Schweden stammt. „Er war ganz begeistert, als ein Mann ihn auf Schwedisch ansprach“, sagt Vilad Mumbansao, ein Angestellter des Krankenhauses. Rund 600 Verletzte werden derzeit im Krankenhaus von Phuket behandelt.

„Er sah trostlos aus, als er am Sonntagabend hier eingeliefert wurde mit einigen oberflächlichen Hautabschürfungen im Gesicht und am Körper“, sagt Vilad weiter über den Jungen. Nachdem ihn die Ärzte einen Tag lang an ein Sauerstoff-Gerät angeschlossen hatten, sieht er inzwischen etwas besser aus. „Das Kind sah heute so aus, als ob es begonnen hat, an seine Eltern zu denken.“

Auch aus Malaysia gibt es eine gute Nachricht. Dort hat ein 20 Monate altes Kleinkind die Katastrophe auf einer schwimmenden Matratze überlebt. Wie malaysische Medien berichteten, schlief die kleine S. Tulasi in einer Kammer hinter dem Imbiss ihres Vaters am Batu-Feringhi-Strand auf der Insel Penang. „Wir waren auf die Flutwellen überhaupt nicht gefasst. Ich wurde mehrere Meter weit fortgerissen, konnte mich dann aber an einem Pfahl festklammern“, sagte A. Suppiah, der 55-jährige Vater. Seine 40-jährige Frau Annal Mary kämpfte sich bis zu der Kammer durch. „Gott sei Dank, mein Baby lebte. Es schwamm auf seiner Matratze, die durch das Wasser 1,5 Meter hochgehoben wurde, und weinte.“

Ein britisches Ehepaar entkam im thailändischen Flutkatastrophengebiet gleich dreimal knapp dem Tode. Um ein Haar wären sie wie dutzende andere Touristen auf einem Tauchboot vor der Insel Phuket Opfer der verheerenden Flutwelle geworden, berichteten Louise und Andrew Oliver dem „Daily Express“. Der Tauchtrip sei bereits gebucht gewesen, doch habe sie der Bootsführer schließlich wegen Überfüllung nicht an Bord gelassen. Von dem Schiff und seinen Insassen fehle nun jede Spur. Ohne von der Katastrophe zu ahnen, hätten sie sich dann mit einem kleineren Boot auf den Weg zu einem Inselchen gemacht, wo sie in einem Restaurant essen wollten, berichten die Olivers weiter. Das Lokal sei aber von einer Flutwelle komplett überspült worden, bevor sie dort eintrafen. Zum dritten Mal innerhalb weniger Stunden seien sie dann knapp mit dem Leben davongekommen, als eine weitere tödliche Flutwelle die Insel heimsuchte. Während sie gerade auf einer Anhöhe in Sicherheit waren, habe die Welle weiter unten mehrere Touristen in den Tod gerissen.

In dem Hotel „Magic Lagoon Khao Lak“ auf Phuket haben einige Urlauber die Flutkatastrophe überlebt, weil sie mit der Welle über das Gebäude hinweggespült wurden. „Sie schwammen auf der Welle oben mit, wurden quer über das riesige Hotel hinweggespült und überlebten“, berichtete der in Thailand tätige deutsche Pfarrer Burkhard Bartel. Der evangelische Geistliche hatte Urlauber im Krankenhaus besucht.

Dank ihrer eingeschalteten Handys sind mehrere Dutzend Touristen aus Großbritannien und Hongkong im Süden Sri Lankas aus den Trümmern gerettet worden. Sie konnten gefunden werden, weil einer von ihnen ein funktionierendes Mobiltelefon bei sich hatte. AFP/dpa/AP

Das Internationale Krankenhaus in Phuket hat eine Liste mit Verletzten ins Internet gestellt:

www.phuket-inter-hospital.co.th/vstoday_Forien.htm

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