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Ausgewogen. In den Umfragen hat Mitt Romney schon aufgeholt. Der Ausgang der Präsidentschaftswahl ist völlig offen. Foto: dpa

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Mitt Romney: Der Präsidentschaftskandidat

Mit seinem Sieg in Texas wird Romney endgültig zum Herausforderer für US-Präsident Barack Obama.

Im Moment des Triumphs strebt der Sieger längst neuen Ufern zu. Der Republikaner Mitt Romney hat in der Nacht zu Mittwoch bei der Vorwahl in Texas gesiegt, den Großteil der 155 Delegierten des Staates gewonnen und damit die Hürde von 1144 Delegierten übersprungen, die er für die Nominierung als Präsidentschaftskandidat benötigt. Seine früheren innerparteilichen Konkurrenten Rick Santorum, Newt Gingrich und Ron Paul hatten in den Wochen seit Mitte April einer nach dem anderen den Wahlkampf aufgegeben. Nun kann auch arithmetisch kein Rivale mehr Romney einholen. Er wird gegen Barack Obama antreten.

Romney feierte seinen Sieg nicht am Schauplatz, in Texas, sondern in Las Vegas bei einer Spendengala. Er muss jetzt seine Kriegskasse füllen. Wählerisch ist er nicht. Er trat mit dem Immobilien-Magnaten Donald Trump in dessen Kasino in der Stadt des Glücksspiels auf. Der verkündet zwar Botschaften, die Romney ablehnt: zum Beispiel, dass Obama angeblich nicht in Amerika geboren und damit kein rechtmäßiger Präsident sei. Aber Trump hat zwei Millionen Dollar für Romney organisiert. Außerdem hilft der populistische Rechtsaußen ihm, Wählergruppen anzusprechen, die zwar Amtsinhaber Obama ablehnen, aber auch Distanz zu Romney zeigen, weil der Mormone ist und zudem als Manager der Investmentfirma Bain Capital kriselnde Betriebe aufgekauft hat – wobei die Sanierung oft Arbeitsplätze kostete. Sanierte Betriebe verkaufte Romney mit Gewinn; ein Viertel der aufgekauften Unternehmen aber machte Bankrott, während sie von Bain Capital gemanagt wurden.

Der Ausgang der Präsidentschaftswahl am 6. November ist völlig offen. In den Umfragen hat Romney aufgeholt. Im Schnitt der Erhebungen trennen ihn nur 2,4 Prozentpunkte von Obama; die Marge liegt innerhalb der statistischen Fehlerquote. Demnach würden 46 Prozent für Obama stimmen, 43,6 Prozent für Romney. Im Februar und März, als die Republikaner untereinander um die Kandidatur kämpften, führte der Präsident noch mit rund fünf Prozentpunkten.

Im US-Wahlsystem sind jedoch die Einzelergebnisse in den 50 Bundesstaaten entscheidend. Der Sieger erhält alle Wahlmänner eines Staates – unabhängig davon, ob er ihn mit großem Abstand oder nur ganz knapp gewonnen hat. So werden die Ergebnisse in zehn bis zwölf „Swing States“ darüber entscheiden, ob Obama eine zweite Amtszeit erhält oder Romney ihn ablöst. In Arizona, Florida, Missouri und North Carolina liegt Romney in den Umfragen vorne. In Colorado, Iowa, New Hampshire, Ohio, Pennsylvania, Virginia und Wisconsin führt Obama; zum Teil ist sein Vorsprung aber geschrumpft. Speziell in Wisconsin, das bisher meist verlässlich demokratisch wählte, könnte sich die Dynamik ändern, falls die Gewerkschaftsbewegung am kommenden Dienstag mit dem Versuch scheitert, den republikanischen Gouverneur Scott Walker abzuwählen.

Hauptthema des Wahlkampfs ist die Wirtschaftsentwicklung samt der Frage, ob Obama oder Romney besser befähigt sind, die USA aus der Krise zu führen. „Negative Ads“, also Werbevideos, die dem Gegner die Eignung absprechen, spielen eine größere Rolle in der Auseinandersetzung als die positive Hervorhebung der eigenen Leistungen. Romney betont, dass die Arbeitslosigkeit nach vier Jahren Obama hoch und das Wachstum niedrig sei. Obama versucht Romney umgekehrt als Jobvernichter und herzlosen Gegner der Sozialsysteme und gesellschaftlicher Solidarität zu porträtieren.

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