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Politik: Der Kanzler-Nachfolger

Für Schröder zieht nun der Ostfriese Clemens Bollen in den Bundestag ein

Berlin - Immer im Einsatz, der Clemens Bollen. Das sagt er selbst, 24 Stunden am Tag, für die IG Metall zum Beispiel. Dann lacht er, der Kanzlernachfolger, er will mit seiner freundlich-forschen Art ja nur sagen: Dort, wo sein Wahlkreis ist, im Emsland, nahe der holländischen Grenze, da wird schon auch hart gearbeitet. Clemens Bollen, 57, Betriebswirt, IG-Metall-Bevollmächtigter, Marathonzeit von unter vier Stunden, geboren in Langholt/Ostfriesland, wird jetzt in die Hauptstadt kommen müssen. Er rückt für Gerhard Schröder in den Bundestag nach, der sein Mandat heute abgibt.

Dass er, der Bruce-Springsteen-Fan und Rockmusiker, der Auserwählte sein wird, hat Bollen zwar gewusst, aber vom Zeitpunkt war er überrascht. Irgendwann im nächsten Jahr, habe er gedacht, werde es vielleicht so weit sein. Aber nun ruft die Pflicht, er wird ihr nachkommen.

Hätte er, der gestandene Gewerkschafter, Angela Merkel gewählt? Da antwortet Clemens Bollen abgeklärt, als hätte er schon jahrelang im Bundestag gesessen: „Ich hätte mich nicht verweigert, schließlich geht es um Verlässlichkeit der neuen Koalitionspartner, und das inhaltliche Paket, das die große Koalition geschnürt hat, muss nun mal von der Kanzlerin vertreten werden.“

Schön und gut, aber hat er gar keine Kritik am Koalitionsvertrag? Das schon, sagt Clemens Bollen, das mit dem gelockerten Kündigungsschutz mache ihm schon Sorgen. Und auch ein paar andere Details. Bollen kommt aber kaum zum Erklären, weil im Hintergrund ständig eines seiner Telefone bimmelt. Gerade ist er nämlich von einem Betrieb gekommen, wo sie Leute entlassen haben, aber es sieht jetzt wohl so aus, als würden sie wieder eingestellt. Darauf wäre er stolz, zum Beispiel.

Was wird er mitbringen nach Berlin, der Ostfriese?

Bollen sagt, vor allem „ Gespür für die Leute, für die Mentalität und die Sorgen in den Betrieben“. Ran an die Menschen, das ist sein Stil. Er wisse, welche Auswirkungen die Dinge haben, die in Berlin entschieden werden. Er ist sich nicht sicher, sagt er, ob das auch andere Politiker in Berlin so von sich behaupten können.

Und eines, betont Bollen, könne man ruhig auch schreiben. Dass er nämlich gar nicht traurig darüber sei, die historische Wahl der ersten Kanzlerin verpasst zu haben. Am liebsten wäre ihm sowieso gewesen, wenn der Kanzler Kanzler geblieben wäre.

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