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Daniela Schadt, die Lebensgefährtin von Bundespräsident Joachim Gauck, mit Flüchtlingskinder aus der Ostukraine in einem Familienzentrum im Charkiw.

© dpa

Der Konflikt in der Ukraine: Vom Krieg gezeichnet

First Lady Daniela Schadt besucht in der Ukraine Kinder von Flüchtlingen aus dem Donbass.

Aus der öffentlichen Aufmerksamkeit ist der Konflikt in der Ukraine weitgehend verschwunden. Dabei ist dieser Krieg, in dem nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 9000 Menschen getötet und mehr als 20 000 Menschen verletzt worden sind, keineswegs ganz beendet. Innerhalb der Ukraine leben heute mehr als 1,6 Millionen Binnenflüchtlinge. Deutschlands First Lady Daniela Schadt traf sich am Montag im ukrainischen Charkiw mit Familien, die wegen des Krieges ihre Heimat hatten verlassen müssen. Die Lebensgefährtin von Bundespräsident Joachim Gauck war als Schirmherrin von Unicef Deutschland in die Ukraine gereist.

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen unterstützt in Charkiw ein Familienzentrum für die Binnenflüchtlinge. Dort gibt es Spielangebote für Kinder und psychosoziale Hilfe für sie und ihre Eltern. Dieses Zentrum besuchte Daniela Schadt am Montag und sprach mit Kindern und ihren Müttern. Allein in Charkiw leben mehr als 200 000 Flüchtlinge aus der Ostukraine. Viele von ihnen sind schon seit mehr als einem Jahr dort. Mittlerweile habe sich die Situation der Binnenflüchtlinge verbessert, sagt die Unicef-Sprecherin Ninja Charbonneau. Am Anfang hätten viele Kinder unter dem Eindruck von Gewalterlebnissen deutliche Symptome von psychischem Stress gezeigt.

Unicef: "100000 Kinder weiter in Gefahr"

Noch mehr Sorge macht dem Kinderhilfswerk die Lage an der Frontlinie zum Separatistengebiet. „Rund 100 000 Mädchen und Jungen in der Nähe der Frontlinie sind weiterhin in täglicher Gefahr durch Schüsse, Landminen und Blindgänger“, erklärte der Vorsitzende von Unicef Deutschland, Jürgen Heraeus. Tatsächlich sind weite Teile der Pufferzone vermint, als besonders gefährlich gilt das Gelände rund um die Checkpoints zum Separatistengebiet.

Zwar herrscht seit September eine Waffenruhe, doch fast täglich registrieren die unabhängigen Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), dass diese Waffenruhe gebrochen wird. Am Wochenende wurden die Beobachter in der Ostukraine selbst zum Ziel eines Angriffs: Als sie am Samstagvormittag südwestlich von Donezk auf von ukrainischen Truppen kontrolliertem Gebiet eine beschädigte Gas-Pipeline besichtigen wollten, wurden sie in ihren geparkten Fahrzeugen beschossen. Eine Kugel durchschlug die Heckscheibe eines Fahrzeugs. Die Insassen blieben unverletzt, weil sich direkt hinter den Rücksitzen noch eine Scheibe aus kugelsicherem Glas befand.

Nur eingeschränkter Zugang zum Separatistengebiet

Unter den Folgen des Krieges leiden in der Ukraine nach Angaben der Vereinten Nationen fünf Millionen Menschen so sehr, dass sie auf Hilfe von außen angewiesen sind. Doch die von Russland unterstützten Separatisten hatten im vergangenen Jahr allen internationalen Hilfsorganisationen zunächst den Zugang zu dem von ihnen kontrollierten Gebiet in der Ostukraine untersagt. Alle Organisationen wurden aufgefordert, sich neu zu registrieren. „Wir haben nur eingeschränkt Zugang“, sagt Unicef-Sprecherin Charbonneau. So ist das UN-Kinderhilfswerk wie andere UN-Organisationen im Gebiet Luhansk seit Oktober wieder zugelassen. Dagegen darf die Organisation in Donezk nicht arbeiten. Dort haben nur das Internationale Rote Kreuz und eine weitere Nichtregierungsorganisation eine offizielle Arbeitserlaubnis. Die UN versorgten im November und Dezember mehr als 100 000 Menschen im Separatistengebiet mit Lebensmitteln.

Auch fast ein Jahr seit der Vereinbarung von Minsk, die der umkämpften Ostukraine wieder Frieden bringen sollte, bleiben Details des Abkommens umstritten. Der außenpolitische Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Christoph Heusgen, und der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Markus Ederer, verhandelten in Kiew und offenbar auch in Moskau über die Umsetzung des Minsker Abkommens. Im Zentrum der Gespräche stünden die Reform des Wahlrechts und die Verfassungsreform, hieß es in Regierungskreisen in Berlin. Auch Frankreichs Präsident François Hollande entsandte einen Berater zu den Gesprächen nach Kiew. Das Minsker Abkommen hätte eigentlich bis Ende vergangenen Jahres umgesetzt sein sollen.

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