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Politik: Der kurdische Frieden ist am Ende

Lange hat der Frieden nicht gewährt. Die Bewohner von Südostanatolien hatten sich nach dem Ende des kurdischen Unabhängigkeitskriegs kaum daran gewöhnt, ungehindert über Land fahren oder abends ausgehen zu können, da geht alles wieder los.

Lange hat der Frieden nicht gewährt. Die Bewohner von Südostanatolien hatten sich nach dem Ende des kurdischen Unabhängigkeitskriegs kaum daran gewöhnt, ungehindert über Land fahren oder abends ausgehen zu können, da geht alles wieder los. Seit die kurdischen Rebellen im Juni ihren Waffenstillstand aufkündigten, eskalieren die Kämpfe mit der türkischen Armee; inzwischen gibt es im Südosten der Türkei fast täglich Angriffe, Überfälle und Gefechte. Das Abrutschen in einen neuen Krieg kann auch der inhaftierte Kurden-Chef Abdullah Öcalan nicht verhindern, denn die Guerilla ist seiner Kontrolle entglitten.

Der Ausnahmezustand ist noch nicht wieder in Kraft, doch fehlt dazu nicht viel. Soldaten kontrollieren die Überlandstraßen im Kurdengebiet, Guerillatruppen beschießen Militärkonvois und verminen Straßen. Mitten in der Großstadt Diyarbakir greifen die Rebellen an; in Hakkari verhängte das Militär eine nächtliche Ausgangssperre. Aus einem Dorf wurden alle Bewohner vertrieben, Rebellen und Armee geben sich gegenseitig die Schuld. Die Gesellschaft spaltet sich an den alten Bruchstellen; so griff ein türkischer General den kurdischen Bürgermeister von Diyarbakir an, weil dieser die Hinterbliebenen eines getöteten Rebellen besuchte – „eine Schande“.

Ganz Unrecht habe der General nicht, pflichtete ihm Öcalan bei. „Warum provoziert ihr solche Beschwerden?“, fuhr der Rebellenchef seine Anwälte bei ihrem jüngsten Besuch auf der Gefängnisinsel Imrali letzte Woche an. Öcalan ist wütend auf seine Leute, die draußen in Freiheit machen, was sie wollen, während er hinter Gittern sitzt. „Ihr kapiert alle nichts“, ließ er seinen Anhängern ausrichten. Nur verteidigen dürften sie sich, hatte Öcalan seinen Feldkommandanten im Mai bestellen lassen, „aber nicht so wie früher“, warnte er die Guerilla. „Keine Aktionen nach dem Motto: Los, wir machen diese oder jene Polizeiwache platt.“ Vor allem solle niemand getötet werden. Die Guerilla greift dennoch reihenweise Polizeiwachen an und brüstet sich mit der Zahl der getöteten Soldaten.

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