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Politik: …der Lolli wiederkehrt

Man wird ja immer älter. Man merkt das zum Beispiel daran: Jüngere Menschen, die aber auch schon über 20 sind, wissen nichts über Theo Kojak.

Man wird ja immer älter. Man merkt das zum Beispiel daran: Jüngere Menschen, die aber auch schon über 20 sind, wissen nichts über Theo Kojak. Wenn man ihnen von Kojak erzählt, sagen sie „Theo, wer?“ Sie sagen „Theo“, also so wie bei Lingen, oder dem, der nach Lodz fährt. Wir Älteren sagen „ßiou“. ßiou stammt nämlich aus Manhattan.

Also eigentlich stammte Kojak aus Griechenland, wie auch sein Detective Stavros. Beider Captain McNeil, irischstämmig. Aus Little Italy kam Detective Rizzo dazu, beim Kollegen Sapperstein dürfen deutschjüdische Vorfahren vermutet werden. Na ja, und Crocker, der gute Bobby Crocker, der hat das britische Crockett schon im Namen. Entzückend, nicht? Entzückend hatte Kojak immer gesagt.

Kojak und die anderen waren auf Einsatz in Manhattan. Die alten europäischen Einwanderer auf Verbrecherjagd im Schmelztiegel. Ab 1974 konnten wir die Serie auch im deutschen Fernsehen sehen. 127 Folgen. Die brachten einer Generation New York nahe. Als Woody Allen 1979 „Manhattan“ zeigte, konnten wir bei Fahrten durch die Häuserschluchten sagen: Kennen wir schon. Mit Kojak waren wir auf der Lower East Side, in Greenwich und South of Houston Street, in SoHo. Seltener auf der Upper East Side, die Morde wurden nicht so oft in den feineren Vierteln verübt. Das Sirenengeheul der Polizeiwagen von New York kannten wir lange vor dem eigenen Anhören. Das Kreischen der Metro und das Telefonklingeln auch.

Kojak lutschte Lolli. Und er trug einen Fedora. Der Fedora ist ein Hut. Seinen Namen hat er von einem Theaterstück von Victorien Sardou, das 1882 in Paris uraufgeführt wurde. Alte europäische Einwanderer, ein Hut aus Paris – man kann sagen, dass das alte Europa und das neue Amerika damals noch eng verbandelt waren.

Warum das hier erzählt wird? Nun, heute startet in Amerika eine neue Krimiserie mit Kojak. Sie wird gewiss auch bald bei uns laufen. Alles ist wie damals. Kojak ist groß, elegant gekleidet, lutscht Lolli, trägt einen Fedora. Nur, dass er aus Harlem kommt und schwarz ist, ist anders. Crocker ist dabei, McNeil, das alte Europa. Heute wandern mehr Latinos und Nordafrikaner in Amerika ein. Einer der Detectives heißt Mussina, also so, wie die meistern marokkanischen Taxifahrer von New York. Auch gibt es jetzt eine Staatsanwältin, die Kojak zur Seite steht. Sie hat den schönen spanischen Vornamen Carmen. Entzückend.uem

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