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Politik: Der Menschen wegen

Ankara erklärt die Präsenz seiner Truppen im Nordirak mit Sorge um die Flüchtlinge. Die USA sind offenbar bereit, das zu akzeptieren

Sein Name ist Khalilzad, Zalmay Khalilzad. Seine Mission: Eine Konfrontation zwischen den beiden stärksten Streitkräften der Nato zu verhindern. Kurz nach Mitternacht traf der US-Sondergesandte am Montag in Ankara ein, wo er einen Ausweg aus der Krise zwischen den USA und der Türkei um die Kontrolle im Nordirak finden soll. Kurz zuvor hatte US-Präsident George Bush die Türkei noch einmal scharf davor gewarnt, im Nordirak einzumarschieren. Am Morgen nahm Khalilzad in Ankara seine Gespräche auf; gegen Mittag begann sich eine Lösung abzuzeichen: Die USA liefern den Kompromiss, die Türkei die Kosmetik – über die Einzelheiten wurde noch verhandelt.

Die Lage schien völlig festgefahren, als Khalilzad ankam. „Wir machen den Türken sehr deutlich, dass wir erwarten, dass sie nicht nach Nordirak einmarschieren", sagte Bush. Eine knappe Stunde später kündigte Erdogan an, dass die Türkei genau dies tun und ihre Soldaten über die Grenze schicken werde. „Die Welt mag vergessen haben, dass nach dem letzten Golfkrieg 500 000 Flüchtlinge in die Türkei kamen, aber wir haben es nicht vergessen", sagte Erdogan. Die türkische Armee werde im Irak Flüchtlingslager errichten und die Grenzen sichern.

Die Türkei lässt keinen Zweifel daran, dass sie es ernst meint. Und die USA können an der Nordfront keinen Ärger brauchen. Bei Khalilzads Gesprächen lief deshalb alles auf Zustimmung Washingtons zu einer begrenzten türkischen Truppenpräsenz im Nordirak hinaus. Diskutiert wurde noch über deren Umfang und darüber, wie sie ohne Gesichtsverlust für die USA erklärt werden soll.

Viele der türkischen Armeekonvois an der Grenze haben Decken, Zelte und Lebensmittel geladen. Der Türkei will tatsächlich Flüchtlingslager im Nordirak errichten und damit eine Massenflucht und das Eindringen von PKK-Rebellen verhindern – ein bloßer Vorwand ist das nicht. Viel hängt von den nordirakischen Kurden ab, die beim Sturm auf die fundamentalistische Ansar al Islam über das Ziel hinausschossen und auch mit Iran verbündete Gruppen angriffen. Erst wenn sie im Überschwang der Freude über ihr neues Bündnis mit den USA die Ölstadt Kirkuk einnehmen sollten, dann würde die türkische Armee wirklich aktiv eingreifen, um einen Kurdenstaat zu verhindern – koste es, was es wolle.

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