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Politik: …der Möbelkrieg eskaliert

1.Mai: Kampftag der Arbeiterklasse.

1.Mai: Kampftag der Arbeiterklasse. 1.Juni: Urlaub buchen. 1.Juli: Koffer packen. 1.August: Wo, verdammt noch mal, ist der neue IkeaKatalog? Ja, wir sind Gewohnheitstiere und bauen Sympathiebeziehungen zu Dingen auf, die diese Beziehungen womöglich gar nicht verdient haben. Der Möbelhandel beispielsweise möchte uns ja gern weismachen, dass er kein höheres Ziel kennt, als uns die Wohnung im Premium-Design heimelig zuzukuscheln – dabei herrscht draußen in den Läden Krieg, Leute. Die Unternehmen schlucken sich gegenseitig wie Telefonkonzerne und verhökern ihre Ware wie Aal-Kutte auf dem Fischmarkt: Zu dieser fabelhaften Küche in Altdeutsch zum Kracherpreis kriegen Sie, zack, einen hypermodernen Schlürfsauger und zack, diesen Eins-A-Dampfbratmixer aus bestem Hartplastik! Da-zu! So wuchsen Symbole, ach was: Liebeleien wie jene zum Regal Billy. Als es aus der Produktion genommen wurde, war das, als habe der Vatikan den Hl.Petrus ausgemustert.

Doch das wurde rasch korrigiert, und so waren wir gerade beim bekanntesten aller Möbelhäuser sicher: Es würde zwar mal einen Fehler machen, aber nie im Leben versäumen, alljährlich Milliarden aus aller Welt nach Älmhult zu überweisen. Und nun dies: Die Konsumflaute zwickt bis rauf nach Schweden, zumal seit sich herumgesprochen hat, dass Billy, Attityd, Hensvik und ihre Freunde in Polen und Holland billiger sind als bei uns.

Was tun? Ikea erwägt eine Preissenkung ab September, will womöglich sogar den heimlich inflationierten Billy wieder zum Vorwendetarif anbieten. Und neue Möbel will man wesentlich aggressiver im Markt einführen.

Klar, so ist Kapitalismus. Aber noch aggressiver? Wesentlich? Das würde praktisch bedeuten, dass sie uns die Bretter samt Dübel und Inbusschlüssel vors fahrende Auto werfen und Nullzinsen nebst Abzahlung in hundert winzigen Scheiß-drauf-Monatsraten anbieten. Hart, aber für die Konkurrenz durchaus noch zu kontern. Sie könnte „Hartz-IV-konform“ auf ihre Regalwände drucken und jeden Verkäufer nötigen, vor jedem Beratungsgespräch sein Monatseinkommen offen zu legen. Denkbar wären auch neue Phonomöbel, die so alt aussehen, dass das Amt sofort noch eine neue Glotze obendrauf spendiert. Der Eskalation des Möbelkrieges sind also, wie wir sehen, noch längst keine Grenzen gesetzt. Äh, wo, verdammt noch mal, ist der neue Ikea-Katalog? bm

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