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Politik: Der neue US-Präsident: Bush: Zusammenarbeit Gebot der Stunde

Der künftige US-Präsident George W. Bush hat die Amerikaner zu "Versöhnung und Einheit" aufgerufen.

Der künftige US-Präsident George W. Bush hat die Amerikaner zu "Versöhnung und Einheit" aufgerufen. "Der Geist der Zusammenarbeit ist das Gebot der Stunde", sagte er am Mittwochabend (Ortszeit) in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache an die Nation, nachdem zuvor Al Gore seine Niederlage eingestanden hatte. Nach fünf Wochen juristischen Tauziehens müsse die Parteipolitik nun in den Hintergrund treten, sagte Bush. Staats- und Regierungschefs aus aller Welt verbanden ihre Glückwünsche an den Republikaner mit zahlreichen Erwartungen.

Bush kündigte an, als Geste der Versöhnung werde er sich nächste Woche mit Gore treffen. Er richtete seine Ansprache bewusst an alle US-Bürger: "Republikaner wollen das Beste für unsere Nation. Dasselbe gilt für Demokraten. Unsere Stimmen unterscheiden sich, aber nicht unsere Hoffnungen." Die Rede wurde von der US-Presse am Donnerstag positiv aufgenommen. Bush habe einen "viel versprechenden Start" hingelegt, schrieb die "New York Times". Einer Gallup-Umfrage zufolge wollen acht von zehn US-Bürgern Bush als ihren Präsidenten anerkennen, zwei Drittel glauben nach einer anderen Umfrage, dass er auf korrekte Weise gewonnen hat.

Erstmals in der US-Geschichte werden wohl zwei Schwarze Schlüsselstellen in der Regierung besetzen. Als aussichtsreichster Kandidat für das Amt des Außenministers gilt der ehemalige Generalstabschef Colin Powell, der durch seinen Einsatz im Golfkrieg international bekannt wurde. Nationale Sicherheitsberaterin dürfte die Russland-Spezialistin Condoleezza Rice werden, die schon für Bushs Vater arbeitete. Als wahrscheinlich gilt, dass Bush als Zeichen der Versöhnung einige gemäßigte Demokraten in seine Regierung aufnehmen wird.

Bush ist der erste US-Präsident seit 48 Jahren, der auf eine Mehrheit seiner Partei im Kongress bauen kann. Der Vorsprung ist jedoch knapp. Im Repräsentantenhaus führen die Republikaner mit nur 221 zu 211 Sitzen, im Senat herrscht ein Patt von 50 zu 50 Stimmen. Bei Kampfabstimmungen gibt das Votum von Bushs künftigem Vizepräsidenten Dick Cheney den Ausschlag.

Bundeskanzler Gerhard Schröder sieht der Zusammenarbeit mit Bush mit "großer Erwartung" entgegen. Die Deutschen erinnerten sich noch gut an den "entscheidenden Beitrag, den die USA unter Führung Ihres Vaters zur Wiedervereinigung geleistet haben", erklärte Schröder. Er dankte gleichzeitig US-Vizepräsident Gore, der mit Bush den Wahlprozess "zu einem würdigen Abschluss gebracht" habe. Bundesaußenminister Joschka Fischer sagte, Deutschland wolle eine "Vertiefung und Erneuerung des transatlantischen Verhältnisses".

Der russische Präsident Wladimir Putin gratulierte am Donnerstag seinem künftigen Kollegen George W. Bush zum Wahlsieg und drückte die Hoffnung "auf einen konstruktiven Dialog" mit ihm aus.

An den Aktien- und Devisenmärkten blieb der erhoffte "Bush-Effekt" aus. Der Euro konnte zwar am Donnerstag über die Marke von 0,88 Dollar steigen, doch machten Händler dafür Konjunkturdaten verantwortlich. Die Aktienmärkte wurden lediglich von Unternehmensmeldungen bewegt.

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