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Politik: Der Planer löst den Truppenführer ab

Bereits im März hatte es Indizien dafür gegeben, dass es zwischen dem Verteidigungsminister und seinem Generalinspekteur nicht zum Besten stand. Rudolf Scharping forderte eine engere Zusammenarbeit der Teilstreitkräfte.

Bereits im März hatte es Indizien dafür gegeben, dass es zwischen dem Verteidigungsminister und seinem Generalinspekteur nicht zum Besten stand. Rudolf Scharping forderte eine engere Zusammenarbeit der Teilstreitkräfte. Hans-Peter von Kirchbach sollte ein entsprechendes Konzept zusammen mit den Inspekteuren von Heer, Luftwaffe und Marine entwickeln. Den dort spürbaren Reserven gegen eine engere Kooperation ist von Kirchbach nach Ansicht Scharpings nicht energisch genug entgegen getreten. Deshalb beorderte der Minister damals seinen Planungschef, den durchsetzungsfähigen Harald Kujat, an die Seite des Generalinspekteurs.

Hans-Peter von Kirchbach ist ein hoch angesehener Truppenführer. Der 59jährige hat sich in allen Verwendungen als zupackender, auf seine Gesprächspartner zugehender, freundlicher Offizier erwiesen. Die Mischung aus Menschlichkeit, Kompetenz und Übersicht in Krisenlagen nützte ihm im Ministerium vermutlich wenig, half ihm in zwei herausragenden Situationen aber ganz besonders: Als Kommandeur einer Panzerbrigade fiel ihm nach der Wiedervereinigung die Aufgabe zu, die 9. Panzerdivision der DDR aufzulösen. Europaweites Ansehen errang Kirchbach im Sommer 1997 als Kommandeur der 30 000 Bundeswehrsoldaten und zivilen Helfer, die während des Oder-Hochwassers in wochenlangem Einsatz erfolgreich die Deiche zu halten suchten. Von Kirchbachs Talente liegen also weniger in der Stabsarbeit als in der Menschenführung.

Der 58 jährige Harald Kujat hat sich einen Namen als strategischer Denker und professioneller Planer gemacht. Hinter seinem militärisch-reservierten Auftreten und dem stets präzisen sprachlichen Ausdruck verbirgt sich ein durchaus zugängliches Wesen. Ein Truppenkommando hatte Kujat lediglich einmal, von 1985 bis 1988. Er arbeitete im Verteidigungsministerium für die Minister Georg Leber und Helmut Schmidt, später auch für diesen in seiner Zeit als Bundeskanzler. Helmut Kohl zog Kujat als Spezialisten für die russische Vorrüstung und die Nato-Nachrüstung mit Atomraketen zu Rate. Mehrfach war er ins Nato-Hauptquartier im belgischen Mons abkommandiert.

Gerd Appenzeller

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