zum Hauptinhalt

Politik: Der ratlose Westen (Kommentar)

Die UN hat Ost-Timor einen sicheren Übergang zur Unabhängigkeit versprochen, aber sie hat ihr Versprechen nicht gehalten. Deshalb sehen wir nun diese schrecklichen Bilder: Milizionäre haben zuerst Zivilisten geschlachtet, dann Jagd auf UN-Mitarbeiter gemacht, jetzt fast das ganze einheimische Caritas-Team umgebracht.

Die UN hat Ost-Timor einen sicheren Übergang zur Unabhängigkeit versprochen, aber sie hat ihr Versprechen nicht gehalten. Deshalb sehen wir nun diese schrecklichen Bilder: Milizionäre haben zuerst Zivilisten geschlachtet, dann Jagd auf UN-Mitarbeiter gemacht, jetzt fast das ganze einheimische Caritas-Team umgebracht. Die Opfer wurden wegen ihrer Hilfsbereitschaft hingerichtet, und deshalb haben die grauenhaften Meldungen von der fernen Insel spätestens seit gestern die Schwelle zur Unerträglichkeit überschritten. Das muss auch Bill Clinton empfunden haben, der jetzt - wie Tony Blair und Jacques Chirac - eine Friedenstruppe fordert. Auch Joschka Fischer droht mit Soldaten, falls die Sicherheit der Bevölkerung "nicht augenblicklich" gewährleistet werde, und mit "Folgen für die internationale Unterstützung". Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul will "notfalls" auch ohne Zustimmung von Präsident Habibie eine Intervention. "Falls", "notfalls", . . . Die Politik windet sich, denn Indonesien weigert sich, eine Friedenstruppe ins Land zu lassen. Der Westen will also etwas tun, nur was, weiß er nicht so genau: Ultimaten setzen, Militär schicken, Hilfe streichen. Bevor wir wieder ein Versprechen abgeben, sollten wir darüber nachdenken, ob wir es auch halten können.

tst.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false