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Politik: Der Spitze willkommen

Die Basis der Saar-SPD sieht Lafontaines Rückkehr aber skeptisch

Von Volker Hildisch,

Saarbrücken

Der ehemalige SPD-Vorsitzende und saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine hält es im selbst gewählten Ruhestand nicht mehr aus. Am kommenden Freitag spricht er beim Neujahrsempfang der SPD- Stadtratsfraktion in Saarbrücken. Dass sich der rüstige Polit-Rentner Lafontaine auf Dauer nicht mit der Rolle eines Kolumnisten der „Bild“-Zeitung zufrieden geben würde – darüber wurde seit Jahren immer wieder spekuliert. Doch die Genossen im Saarland mit ihrem Landesvorsitzenden Heiko Maas an der Spitze verhielten sich wie die Kinder, die vom Vater verlassen wurden: Sie ignorierten Lafontaines Annäherungsversuche.

Bereits nach der verlorenen Landtagswahl 1999 hatte er seiner Partei Hilfe angeboten. Nun wiederholte er das Angebot und behauptete: „Damit möchte ich bewusst keine Personalspekulationen lostreten.“ Und plötzlich ist auch der Landesvorsitzende Maas nicht mehr so abweisend. Nach dem Rücktritt Lafontaines und der verlorenen Wahl von Reinhard Klimmt hatte er ein schweres Amt übernommen und versucht bis heute, Boden unter die Füße zu bekommen. Der Untreue-Prozess um den mittlerweile suspendierten Saarbrücker Oberbürgermeister Hajo Hoffmann setzte der SPD zu. Neuwahlen in diesem Jahr sind nicht ausgeschlossen, falls Hoffmann sein Berufungsverfahren verliert. Dann musste die SPD-Stadtratsfraktion in der Landeshauptstadt erfahren, dass sie die Leidensfähigkeit der Grünen unterschätzt hatte. Seit eineinhalb Jahren gibt es ein schwarz-grünes Bündnis, das sich offenbar noch ganz gut versteht. In den Umfragen auf Landesebene liegt die Saar-SPD weit hinter der CDU von Ministerpräsident Peter Müller. Maas will die 1999 zwangsläufig eingeleitete personelle und inhaltliche Erneuerung seiner Partei konsequent fortsetzen. „Mir ist dabei jede Unterstützung willkommen. Das gilt ausdrücklich auch für Lafontaine. Er ist schließlich nicht irgendwer.“ Und er plädiert für eine Versöhnung vom einstigen Über-Vater mit seiner Partei. „Der Umgang mit Oskar Lafontaine in der SPD Saar ist geprägt von Irrationalitäten und persönlichen Verletzungen. Damit muss irgendwann Schluss sein.“

Doch einige Genossen wollen oder können diese Annäherung nicht nachvollziehen. Als bekannt wurde, dass der SPD-Fraktionsvorsitzende im Saarbrücker Stadtrat, Horst Schmeer, Lafontaine gegen Widerstände in den eigen Reihen als Redner zum Neujahrsempfang eingeladen hatte, gab es Zoff. Der SPD-Ortsverein Rodenhof forderte Schmeer auf, Lafontaine wieder auszuladen. „Seit seinem Rücktritt lässt Oskar Lafontaine nichts unversucht, die SPD-geführte Bundesregierung in Misskredit zu bringen.“ Übel nehmen ihm die Genossen vor allem den Vergleich zwischen Bundeskanzler Schröder und Reichskanzler Brüning. Lafontaine versteht die Aufregung nicht und legt nach: „Mein Brüning-Vergleich war dezidiert und bewusst auf eine Reihe von Vorschlägen gemünzt, die hießen: Kündigungsschutz abbauen, Tarifverträge kündigen, weiter soziale Leistungen zurückschrauben. Und solche genialen Vorschläge würde ich auch weiterhin mit Brüningscher Politik abqualifizieren.“

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