zum Hauptinhalt

Politik: Der Staatsstreich kam überraschend, könnte aber stabilisierend wirken - Interview mit Asien-Experte Frank Umbach

Frank Umbach (35) ist der Asienexperte der Deutschen Gesellschaft für auswärtige Politik in Berlin. Mit dem Wissenschaftler sprach Armin Lehmann über den Militärputsch in Pakistan.

Frank Umbach (35) ist der Asienexperte der Deutschen Gesellschaft für auswärtige Politik in Berlin. Mit dem Wissenschaftler sprach Armin Lehmann über den Militärputsch in Pakistan.

Droht nach dem Militärputsch ein Atomkrieg zwischen Indien und Pakistan?

Ich glaube nicht. Man muss sich von dem stereotypischen Bild befreien, dass das Militär gleichgesetzt wird mit Instabilität. Wichtig ist es, sich die innenpolitischen Gründe für den Putsch zu betrachten. Die Entlassung des Generalstabschefs der pakistanischen Armee durch Ministerpräsident Sharif und die Einsetzung eines Sharif-Getreuen sollte aus Sicht der Militärs ihren Einfluss schwächen. Das wollte man nicht hinnehmen.

Das Militär will also keinen neuen Konflikt mit Indien vom Zaun brechen?

Im Grunde hat sich das Militär bisher eher als realistischer erwiesen als die islamischen Fundamentalisten im Land. Seit dem Ende der jüngsten Kaschmir-Krise hat die Regierung Sharif versucht, eine Balance zwischen den Militärs und den verschiedenen fundamentalistischen Gruppen herzustellen. Damit ist Sharif gescheitert. Dennoch muss man sagen, dass die Militärs im Kaschmir-Konflikt keineswegs vorbehaltlos die Fundamentalisten unterstützt haben. Das Militär hat sich auch dagegen ausgesprochen, zur islamischen Scharia, dem islamischen Recht, zurückzukehren. Einige Militärs kommen zwar auch aus dem islamischen Umfeld, sie sind sich aber bewusst, dass eine militärische Auseinandersetzung - ob mit Indien oder mit den Islamisten im eigenen Land - zur Instabilität führt. Der Putsch wird eher stabilisierend wirken.

Ist die Machtübernahme der Militärs nur ein kurzes Zwischenspiel, wird es also bald wieder eine demokratische Regierung geben?

Das ist unklar. Es ist aber so, dass die Rolle des Militärs in der Innenpolitik trotz des Putsches keineswegs so strittig ist, wie es der Westen annimmt. Das Militär hat auch durch die Nukleartests in der Bevölkerung einen großen Rückhalt. Deshalb ist vielleicht auch die Reaktion der USA so gemäßigt ausgefallen. Natürlich hat Washington Forderungen geäußert, Pakistan müsse zurück zur Demokratie finden. Aber gerade die USA haben Sharif nicht unbedingt gestärkt, als sie im Sommer von ihm verlangten, er solle sich klar von den pakistanischen Separatisten in Kaschmir distanzieren. Er hat das zwar getan, damit aber auch sich selbst geschwächt. Die USA wissen, dass eine zivile Nachfolgeregierung nicht sonderlich stabil sein wird und dass womöglich für einen längeren Übergang das Militär geeigneter ist.

Wie ist eigentlich zu erklären, dass die Bevölkerung so gelassen reagiert?

Ich denke, weil der Putsch trotz aller Spekulationen sehr überraschend kam. Aber auch deshalb, weil das Militär es verstanden hat, sich auch in der Vergangenheit durchaus als stabilisierende Kraft darzustellen. Allerdings sind zudem die demokratischen Institutionen in Pakistan sehr schwach ausgeprägt.

Droht nach dem Militärputsch ein Atomkrieg zw

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false