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Politik: Der Star-Anwalt

SPD-Fraktionschef Stiegler verteidigt seine Nebeneinkünfte

Von Antje Sirleschtov

„Ich bin einer der besten Bau-Juristen in Deutschland – und auch sehr stolz darauf“. Der das sagt, ist kein Vorstand einer großen Anwaltskanzlei. Nein, es ist Ludwig Stiegler, Bundestagsabgeordneter und neuerdings Chef der SPD-Fraktion. Und er betont seinen Nebenjob, weil ihm offenbar irgendjemand am Zeuge flicken will. „In diesen Zeiten weiß man ja nie so genau“, meint er. Und will deshalb jetzt in die Offensive: 150 000 Mark erhalte er pro Jahr von seiner Sozietät für verschiedenste Gutachten und Verträge im Baubereich, sagt Stiegler. Netto blieben ihm davon „vielleicht 10 000 Mark“. Und nun werde ihm unterstellt, er mauschele mit den Steuern herum. „Das stimmt nicht“.

Er unterhalte in Berlin, Bonn und zu Hause in Weiden drei juristische Bibliotheken, um fachlich immer fit zu sein. Selbst in seiner Wohnung habe er eine „Anwaltssuite“ eingerichtet. Allein 30 000 Mark investiere er pro Jahr in Fachliteratur. „Haben Sie eine Ahnung, was diese Nachschlagewerke kosten?“ Noch einmal 10 000 muss Stiegler für Disketten ausgeben. „Denn ich muss ja viel unterwegs arbeiten“. Außerdem koste sein Computersystem „sehr viel Geld“, weil er direkt in den Computer diktiere. Und wenn am Jahresende von den 150000 Mark noch etwas übrig bleibt? „Mein Steuersatz liegt zwischen 45 und 48 Prozent“. Ach ja, nach Steuern muss er auch in eine anwaltliche Pflichtversicherung einzahlen, 18 000 bis 20 000 Mark im Jahr. „Sehen Sie, da bleibt nicht viel hängen“. Muss auch nicht. Stiegler will unabhängig bleiben. „Wer vom Mandat finanziell abhängig ist, der ist ein armes Schwein“. Er, Stiegler, gehe Abends nach der politischen Arbeit nicht feiern „wie die anderen“. Er setze sich hin und arbeite juristisch. „Diese Sphären trenne ich strikt“. Damit er „wenn es mir stinkt, zu Herrn Thierse gehen kann und sagen: Habe die Ehre“.

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