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Politik: Der Tag danach: "Wir ahnen, dass sich die Weltordnung geändert hat" - Politiker aller Parteien sind bestürzt und sehen neue Herausforderungen

Als "schwarzen Tag für uns alle" hat Bundeskanzler Schröder den 11. September bezeichnet.

Als "schwarzen Tag für uns alle" hat Bundeskanzler Schröder den 11. September bezeichnet. Schröder sagte am Mittwochmorgen im Bundestag, die Angriffe auf die USA seien ein "nie dagewesener Terroranschlag auf das, was unsere Welt im Innersten zusammenhält". Dieser "Krieg gegen die zivilisierte Völkergemeinschaft" stelle die Grundregeln des Zusammenlebens in Frage. "Wir sind bereits eine Welt. Deshalb sind die Anschläge gegen uns alle gerichtet", sagte der Kanzler in seiner achtminütigen Regierungserklärung. "Sicherheit ist in unserer Welt nicht teilbar." Schröder kündigte für heute um 10 Uhr bundesweit fünf Schweigeminuten an. Für eine akute Bedrohung der Sicherheit Deutschlands gebe es keine Anzeichen, doch sei der Luftraum zusätzlich geschützt worden.

Unionsfraktionschef Merz sagte vor dem Bundestag, die Anschläge seien ein "Angriff auf die Zivilisation, die Freiheit und die Offenheit unserer Gesellschaften, ein Angriff auf die Grundwerte des Zusammenlebens. Das Böse schlechthin, Menschenverachtung und Barbarei, haben uns gestern angegriffen. Wir wissen, wo unser Platz ist." Merz rief zur Solidarität mit den USA auf. "Wir alle säßen nicht hier im Bundestag in Berlin, wenn die Amerikaner vor 50 Jahren nicht Solidarität mit uns gezeigt hätten."

Zum Thema Online Spezial: Terror gegen Amerika Fotos: Der Anschlag auf das WTC und das Pentagon Fotostrecke II: Reaktionen auf die Attentate Chronologie: Die Anschlagserie gegen die USA Reaktionen: Weltweites Entsetzen Osama bin Laden: Amerikas Staatsfeind Nummer 1 gilt als der Hauptverdächtige SPD-Fraktionschef Struck sagte, Flugzeuge mit friedlichen Menschen seien umgemünzt worden in mörderische Projektile. "Die Folgen können wir noch nicht abschätzen." Nach diesem "GAU gegen die Humanität" gelte nun: "Heute sind wir alle Amerikaner." Am Dienstag habe die Welt erfahren, "wie verletzbar unsere Ordnung ist". Nun könne man sich der Einsicht nicht verschließen, dass "das 21. Jahrhundert nicht hinter den Brutalitäten vergangener Zeiten zurücksteht". Struck sagte, Deutschland werde mit Amerika "alles tun, um den teuflischen Kräften das Handwerk zu legen. Wir ahnen, dass sich die Weltordnung geändert hat."

Für die Liberalen sagte FDP-Fraktionschef Gerhardt: "Es geht um den Kern jenes gemeinsamen Nenners, der uns aus unserer größten Katastrophe geführt hat." Zwar seien freiheitliche Demokratien leicht verwundbar, aber nicht wehrlos. "Wir müssen wissen, wo wir stehen, ohne jeden Schnörkel." Er hoffe, dass "unsere amerikanischen Freunde verstehen, dass Meinungsverschiedenheiten jetzt an Bedeutung verlieren".

Tat aus der Hölle

Mitgefühl und Beileid seien kleine und ohnmächtige Gesten, sagte Grünen-Fraktionschef Schlauch. Der 11. September werde die Welt verändern, sagte er, "er hat sie schon verändert." Der Anschlag sei ein Angriff "auf die offene Gesellschaft insgesamt. Seien wir uns bewusst, dass auf die Staatengemeinschaft, diese Regierung und dieses Parlament eine große Herausforderung zukommt", sagte Schlauch.

Für die PDS betonte Fraktionschef Roland Claus, es werde "über alle politischen Differenzen hinweg Solidarität geben. Ich sage dies für die demokratisch-sozialistische Linke, die ihre Kritik an der Politik der USA weder früher noch heute als Antiamerikanismus verstanden hat." CSU-Landesgruppenchef Glos forderte: "Dieser Tat aus der Hölle müssen wir die Solidarität der freien und zivilisierten Welt entgegensetzen." Deutschland habe gewaltige Freundschaft erfahren, sagte Glos mit Hinweis auf die Beriner Luftbrücke. "Es kann uns passieren, dass wir noch stärker gefordert werden, als wir es heute wissen."

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