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Politik: Der umstrittene Ehrenbürger

Stadtkommandant Nikolaj Bersarin

1975 verleiht Ostberlin ihm die Ehrenbürgerschaft, die vereinigte Stadt erkennt sie ihm 1992 mit Nichtübernahme in die Ehrenlegion de facto wieder ab, der rotrote Senat bestätigt sie 2003. Umstritten ist Nikolaj Erastowitsch Bersarin, der erste sowjetische Kommandant Berlins bis heute. Seine Bemühungen um schnellstmögliche Normalisierung des Lebens, gehörten zur Pflicht jedes Stadtkommandanten, meinen Kritiker. Gegen die Ehrenbürgerschaft spreche, dass er Stalin diente.

Millionen Sowjetbürger taten das. Doch nur wenige legten eine solche Karriere hin: 1904 in St. Petersburg geboren, fängt er als Zehnjähriger eine Buchbinderlehre an, tritt mit knapp vierzehn als Freiwilliger in die Rote Armee ein und wird mit 37 General. Da hatte er schon Pulver gerochen. Im Bürgerkrieg 1920 und beim sowjetisch-japanischen Grenzkonflikt am Chassangol 1940. Diese Erfahrung kommt ihm nach Hitlers Überfall 1941 zustatten. Mehrfach schwer verwundet, wird er mit dem Lenin-Orden, der höchsten UdSSR-Auszeichnung, geehrt. Inzwischen Generaloberst und Kommandeur der 5. Stoßarmee, steht er am 22. April 1945 am Ostufer der Spree und wird zwei Tage darauf zum Stadtkommandanten ernannt.

Dort stellt er drei Tage nach der Kapitulation eine Stadtpolizei auf, setzt am 19. Mai den ersten Nachkriegsmagistrat ein, sorgt dafür, dass das Gesundheitswesen funktioniert und kümmert sich um Lebensmittel. Anfang Juni trifft er sich mit Schauspielern und Regisseuren, wie Heinrich George oder Gustaf Gründgens, weil er auch die Theater schnell wieder eröffnet sehen möchte – eine seiner Leidenschaften. Für eine zweite – schnelle Motorräder – bezahlt er mit dem Leben. Am 16. Juni verunglückt er tödlich. win

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