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Politik: Der Weltbevölkerungsbericht der Vereinten Nationen - das Wachstum ist zu hoch, Bildung wäre das beste Verhütungsmittel

Das Wachstum der Weltbevölkerung hat sich zwar verlangsamt, ist aber immer noch viel zu hoch. Wie aus dem Weltbevölkerungsbericht 1999 der Vereinten Nationen hervorgeht, wird die Zahl der Menschen am 12.

Das Wachstum der Weltbevölkerung hat sich zwar verlangsamt, ist aber immer noch viel zu hoch. Wie aus dem Weltbevölkerungsbericht 1999 der Vereinten Nationen hervorgeht, wird die Zahl der Menschen am 12. Oktober die Sechs-Milliarden-Schwelle überschreiten. 1987 lebten fünf Milliarden Menschen auf der Erde, seit 1960 hat sich die Zahl der Erdenbürger verdoppelt. Wenn das derzeitige Wachstum anhalte, werde sich die Erdbevölkerung alle zwölf bis 14 Jahre um eine weitere Milliarde Menschen vermehren, sagte Nafis Sadik, Exekutivdirektorin des UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) in London. 95 Prozent des Zuwachses findet in den Entwicklungsländern statt.

Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) betonte bei der Vorstellung des Berichtes in Berlin, das Recht auf freie Entscheidung zur Ehe und über die Zahl der Kinder sowie das Recht auf Freiheit von sexuellem Zwang seien Teil der grundlegenden Menschenrechte. Dabei müsse aber das Angebot an Verhütungsmitteln Hand in Hand gehen mit der Verbesserung der Gesundheit und der Bildung in den Entwicklungsländern. "Bildung ist das beste Verhütungsmittel", sagte Wieczorek-Zeul.

Nach Angaben des Weltbevölkerungsberichts haben Frauen mittlerweile weltweit weniger Kinder als je zuvor. Aus diesem Grund hat sich die Wachstumsrate der Weltbevölkerung in den vergangenen dreißig Jahren von zwei auf 1,3 Prozent verlangsamt. Allerdings gibt es wegen des schnellen Bevölkerungsanstiegs in der Vergangenheit heute fast doppelt so viele Frauen in gebärfähigem Alter als Anfang der siebziger Jahre.

Die Industrieländer stellen nach Angaben von Rainer Rosenbaum, Leiter des UNFPA-Büros in Mexiko und Kuba, bei weitem nicht genügend Geld für Bevölkerungspolitik und eine bessere Gesundheitsversorgung zur Verfügung. Die UNFPA unterstützt momentan 168 Länder, davon 46 in Afrika südlich der Sahara, 37 in Lateinamerika und der Karibik, 44 in Asien und dem Pazifik sowie 41 Länder in der arabischen Region und in Europa. Die Organisation ist völlig auf freiwillige Beiträge der internationalen Staatengemeinschaft angewiesen. 1997 belief sich ihr Budget auf insgesamt 309 Millionen Dollar, allerdings zeigten die Beitragszahlungen - auch die deutschen - einen "deutlich rückläufigen Trend".

Nach Einschätzung von Frau Wieczorek-Zeul hat die Aids-Epidemie in den letzten Jahren einen dramatischen Verlauf genommen. "Die am schwersten betroffenen Länder in Afrika fallen bereits jetzt in ihrer Entwicklung bedrohlich zurück", sagte die Ministerin.

Nach den Erhebungen der UNFPA lag beispielsweise in Botswana die durchschnittliche Lebenserwartung in den achtziger Jahren noch bei 61 Jahren, derzeit beträgt sie wegen Aids nur noch 47 Jahre und wird nach den Prognosen in zehn Jahren auf 38 Jahre fallen. Ein Kind, welches heute in Botswana, Sambia oder Simbabwe zur Welt kommt, wird, wenn sich die Verhältnisse nicht grundlegend ändern, mit mehr als 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit an Aids sterben.

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