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Dessau: Rechtsextremen droht wegen Mord lebenslange Haft

Mit einem nuscheligen Minigeständnis hat am Mittwoch am Landgericht Dessau der Prozess gegen zwei mutmaßliche Rechtsextremisten begonnen, denen der Mord an einem 50-jährigen Mann vorgeworfen wird.

Von Frank Jansen

Dessau - „Ich hab’ dem eine gegeben“, sagte der Angeklagte Thomas F. (34) vor der 6. Großen Strafkammer, an viel mehr konnte er sich angeblich nicht erinnern. Zuvor hatte Oberstaatsanwalt Christian Preissner die Anklage verlesen, in der eine extrem brutale Tat beschrieben wird. Thomas F. und der Mitangeklagte Sebastian K. (23) sollen in der Nacht zum 1. August 2008 im Dessauer Stadtpark den auf einer Parkbank liegenden Hans-Joachim S. mit unzähligen Fausthieben und Tritten misshandelt haben. Der Ankläger hielt zudem Sebastian K. vor, er habe einen fünf Kilo schweren Papierkorb aus Metall dem Opfer auf Kopf und Körper geschlagen.

Die alkoholisierten Angeklagten hätten von S. erst abgelassen, als sie sicher waren, dass er tot ist, sagte der Oberstaatsanwalt. Für ihn handelt es sich um gemeinschaftlichen Mord, begangen aus tiefer „Miss- und Verachtung“ für das wehrlose Opfer. Ob die reichlich vorbestraften Angeklagten ein rechtsextremes Motiv hatten – auf ihren Handys fand die Polizei Szenemusik –, ließ Preissner offen.

Nachdem der Vorsitzende Richter, Manfred Steinhoff, und der Ankläger nur wenig ergiebige Antworten von Thomas F. bekommen hatten, geriet sein Anwalt in Wut – auf den Mandanten. „Wenn Sie hier zu dämlich sind, sich an etwas zu erinnern, sind Sie selber schuld“, schnauzte ihn Verteidiger Dieter Keller an. Er befürchtet, dass F. mit unglaubwürdigen Erinnerungslücken noch weniger Chancen hat, der zu erwartenden Strafe – lebenslange Haft – zu entgehen. Für Sebastian K., der am Mittwoch schwieg, sieht es noch schlechter aus. Ihm könnte, deutete Richter Steinhoff an, eine besondere Schwere der Schuld bescheinigt werden. Dann müsste K. weit mehr als 15 Jahre Haft verbüßen.

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