zum Hauptinhalt

Politik: Deutsche Banken finanzieren bulgarisches AKW doch nicht

Berlin - Die Deutsche Bank und die Hypo-Vereinsbank haben sich überraschend aus der Finanzierung des umstrittenen Atomkraftwerks Belene in Bulgarien zurückgezogen. Dem Rückzug war eine monatelange Kampagne der Umweltorganisation Urgewald und der Anti-Atom-Initiative Ausgestrahlt vorausgegangen.

Berlin - Die Deutsche Bank und die Hypo-Vereinsbank haben sich überraschend aus der Finanzierung des umstrittenen Atomkraftwerks Belene in Bulgarien zurückgezogen. Dem Rückzug war eine monatelange Kampagne der Umweltorganisation Urgewald und der Anti-Atom-Initiative Ausgestrahlt vorausgegangen. Rund 10 000 Protestzuschriften gingen an die Banken. Viele Kunden drohten damit, ihre Konten aufzulösen. Zudem hatten die Umweltverbände gemeinsam mit Greenpeace in der kommenden Woche in 60 Städten Proteste vor Bankfilialen angekündigt.

Heffa Schücking, Geschäftsführerin von Urgewald, sagte dem Tagesspiegel: „Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein kleiner Umweltverband zwei große Banken in die Knie zwingt.“ So wollen die Banken ihre Entscheidungen selbstverständlich nicht verstanden wissen. Die Deutsche Bank schrieb an Urgewald: „An der Finanzierung des Kernkraftwerkes Belene werden wir uns nicht beteiligen.“ Noch im Juni hatte das ganz anders geklungen. Da sagte das Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, Tiessen von Heidebreck, der bulgarischen Presse: „Wir wissen, dass dieses Projekt die Zustimmung der EU und der Internationalen Atomenergiebehörde in Wien hat. Wir sind bereit, in dieses Projekt einzusteigen.“ Am Freitag sagte Ronald Weichert, ein Pressesprecher der Bank, dem Tagesspiegel: „Wir haben uns nicht aus dem Projekt zurückgezogen, sondern nur mitgeteilt, dass wir uns nicht hineinbegeben.“ Viele Gründe hätten dabei eine Rolle gespielt. Ein Sprecher der Hypo-Vereinsbank bestätigte den Rückzug seiner Bank aus dem Finanzierungskonsortium „aus geschäftspolitischen Gründen“.

In Belene wird nach Auskunft von Urgewald und Greenpeace ein Atomkraftwerk russischer Bauart geplant, das in Westeuropa gar nicht genehmigungsfähig wäre. Was aber noch schwerer wiegt: Belene liegt mitten in einem Erdbebengebiet. „Nur 14 Kilometer vom geplanten Standort entfernt sind 1977 bei einem Erdbeben 200 Menschen umgekommen“, sagt Regine Richter, Energieexpertin bei Urgewald. Kleinere Beben ereigneten sich ständig, sagt der Greenpeace-Experte Heinz Smital. In Belene werde eine gefährliche Technik mit einem gefährlichen Standort kombiniert, kritisiert Urgewald.

Die geplante Protestwoche wollen die Umweltverbände trotz ihres Erfolgs nicht absagen. Denn keine der beiden Banken habe zugesagt, sich grundsätzlich aus der Finanzierung von Atomkraftwerken zurückzuziehen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false