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Politik: Deutsche Chefs bilden öfter aus als Migranten

Türkisch-Deutsche Handelskammer: Es wird besser, wenn der Betrieb wächst

Auch diese traurige Zahl erzählt von gescheiterter Integration: Mehr als ein Drittel aller Jugendlichen aus Migrantenfamilien schließt keine Berufsausbildung ab – dreimal so viele wie Deutsche. Dabei wächst die Zahl der Betriebe unter Leitung von Migranten stetig – auf 300 000 schätzte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) die Zahl ausländischer Unternehmer im Juni 2006.

Die wenigsten davon aber geben ihr Wissen weiter. Von den 65 000 türkischen Unternehmen in Deutschland stellten 2005 nur 15 Prozent auch Azubis ein, bei den griechischen Betrieben waren es sogar nur sechs Prozent. Die deutschen Unternehmen liegen weit darüber. Bundesweit bilden 23 Prozent aller Betriebe aus.

Dabei sind ausländische Unternehmer nicht grundsätzlich ausbildungsunwillig: „Die wenigsten kennen das duale System“, sagt Günter Lambertz, Ausbildungsexperte beim DIHK. In vielen Familienbetrieben würden Söhne oder Töchter zwar zur Mitarbeit angelernt. Dass man sie zudem in die Berufsschule schicken und ihnen damit eine qualifizierten Abschluss ermöglichen könnte, wüssten ausländische Geschäftsleute oftmals gar nicht.

Viele Migrantenbetriebe, wie Imbisse oder Kioske, sind aber einfach zu klein, um auszubilden. „Ein Koch muss mehr kochen können als Döner“, sagt Lambertz. Trotzdem schätzt er, dass bis 2010 ausländische Unternehmen 10 000 neue Ausbildungsplätze schaffen könnten.

Die Bundesregierung fördert darum gemeinsam mit den Wirtschaftsverbänden Projekte, die Migranten für die betriebliche Ausbildung werben. „Man muss die Unternehmer nicht nur über duale Ausbildung informieren, man muss sie an die Hand nehmen, beim Ausfüllen von Formularen helfen oder an Prüfungstermine erinnern“, sagt Fatma Sarigöz von der Koordinierungsstelle für Ausbildung in ausländischen Unternehmen (Kausa). Denn auch aus Angst vor dem bürokratischen Aufwand schreckten viele davor zurück, einen Azubi einzustellen.

Das stärkste Argument für einen Unternehmer, Jugendliche auszubilden, ist das ökonomische, weiß Nihat Sorgec, Vizepräsident der Türkisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer. Viele türkische Geschäftsleute hätten schon erkannt: „Wenn Sie aus einem Kleinstbetrieb einen Mittelständler machen wollen, brauchen Sie qualifiziertes Personal.“ Das gelte vor allem, wenn der Betrieb nicht nur die eigenen Landsleute versorgen, sondern auf dem deutschen Markt mithalten wolle. Dafür suchten sie dann, genauso wie deutsche Arbeitgeber, Azubis, die einwandfrei Deutsch sprechen.

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