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Politik: Deutsche Riesen für die Welt?

Das wichtigste Grundsatzproblem der internationalen Politik ist rasch benannt, aber unlösbar: Fremde Staaten passen einfach nicht zusammen. Benachbarte nicht, das sieht man schon an den ewig verzogenen und geknickten Grenzverläufen.

Das wichtigste Grundsatzproblem der internationalen Politik ist rasch benannt, aber unlösbar: Fremde Staaten passen einfach nicht zusammen. Benachbarte nicht, das sieht man schon an den ewig verzogenen und geknickten Grenzverläufen. Und entfernte erst recht nicht, denn die haben ja nicht einmal eine geknickte Grenze, an der sie sich zum Klönen und Problemelösen treffen könnten.

Häufig prallen also in internationalen Konflikten Welten aufeinander, wie beispielsweise jetzt in Mazedonien, wo die Innenministerin ihren schönen BMW-Dienstwagen abgeben muss, weil es sich um exakt jenes Auto handelt, das David Beckham vor Jahren in Madrid geklaut wurde. Bei einer Razzia gegen Menschenschmuggler fiel er in die Hand der mazedonischen Staatsmacht und blieb dort – ein Zeichen praktischen, kostenbewussten Handelns, gewiss. Aber könnten wir uns vorstellen, dass Innenminister Schäuble demnächst in einem Maserati vorfährt, den Diego Maradona irgendwo in Argentinien verlegt hat?

Sehen Sie: So unterschiedlich sind Staaten. Die größten Differenzen bestehen aber zweifellos zwischen Nordkorea und dem Rest der Welt. Als Gewährsmann dient uns Karl Szmolinski aus Eberswalde, der unter Kaninchenkennern eine große Nummer ist. Seine Deutschen Riesen sind nicht einfach irgendwelche Wald- und Wiesenrammler, nein, sie sind die Reiner Calmunds unter den Hasenartigen. Letztes Jahr war ein Nordkoreaner da und hat zehn der dicken Viecher gekauft, zum Stolz des Züchters, der sich nun mit einer eigenen Zuchtlinie in Pjöngjang repräsentiert sah und eine glänzende Zukunft als Ernährer eines einst darbenden Volkes erwartete. Sieben Kilo Fleisch pro Tier!

Doch nun ist der Kontakt abgerissen, und Geheimdienstquellen argwöhnen, Diktator Kim Jong Il habe die Eberswalder Rammler keineswegs als Grundstock einer florierenden Kaninchenindustrie geordert, sondern sie zu seinem 65. Geburtstag einfach aufgegessen, zart geschmort auf Weißkraut, süßsauer aus dem Wok oder resch geröstet auf dem Holzkohlengrill im Präsidentenpalast. Das ist an sich nichts Besonderes bei einem Staatschef, dem wir auch das Verzehren von Königspudeln zutrauen würden, medium gebraten oder als Carpaccio. Der eigentliche Schock für die deutsche Rammlerszene ist der Vertrauensbruch.

Falls sie aber entgegen allen Spekulationen noch leben, können wir nur warnen: Wir werden die Dienstkaninchen der mazedonischen Regierung genau beobachten. Und wehe, es hopsen plötzlich zehn Deutsche Riesen durch den Kabinettsaal von Skopje.

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