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Politik: Deutsche Welthungerhilfe: 826 Millionen Menschen hungern

Die Deutsche Welthungerhilfe hat am Montag an die Regierungen der Industriestaaten und der Entwicklungsländer appelliert, den globalen Kampf gegen den Hunger zu verstärken. Auf diesem Gebiet habe es 1999 keinen Fortschritt gegeben, beklagte DWH-Vorsitzende Ingeborg Schäuble auf einer Pressekonferenz zum Welternährungstag in Berlin die Situation.

Die Deutsche Welthungerhilfe hat am Montag an die Regierungen der Industriestaaten und der Entwicklungsländer appelliert, den globalen Kampf gegen den Hunger zu verstärken. Auf diesem Gebiet habe es 1999 keinen Fortschritt gegeben, beklagte DWH-Vorsitzende Ingeborg Schäuble auf einer Pressekonferenz zum Welternährungstag in Berlin die Situation. Angesichts von rund 826 Millionen Hungernden und Unterernährten in der Welt sei das beim Welternährungsgipfel 1996 vereinbarte Ziel, bis zum Jahr 2015 die Zahl der Hungernden zu halbieren, in großer Gefahr.

Die Nichtregierungsorganisationen würden sich jedoch nicht damit abfinden, dieses Ziel zu verschieben. "Wir können die Hungernden nicht einfach bis zum Jahr 2030 vertrösten, bis es zumindest der Hälfte von ihnen besser geht", sagte Schäuble. Es müsse den Regierungen der betreffenden Länder in Asien, Afrika, Lateinamerika und Osteuropa immer wieder deutlich gemacht werden, dass der Kampf gegen Hunger und Unterernährung doch gewonnen werden könne. Voraussetzung sei aber der politische Wille in diesen Staaten sowie eine vorrangige Entwicklung der ländlichen Gebiete. Die Industriestaaten müssten ihrerseits noch mehr als bisher die notleidenden Länder unterstützen. Eine wichtige Voraussetzung für die Ernährungssicherung der Menschen sei die Erhaltung des Frieden, betonte Schäuble. Sie kritisierte allgemein Länder, deren Regierungen mit einer falschen Politik Not und Elend selbst mitverschuldeten.

Staatssekretär Martin Wille aus dem Bundesernährungsministerium versicherte, die rot-grüne Bundesregierung sei sich des Hungerproblems sehr bewusst. Sie fördere daher Reformen in der Agrar- und Wirtschaftspolitik sowie Maßnahmen zur ständigen Ernährungssicherung. Menschen in Entwicklungsländern müssten mehr Zugang zu den Ressourcen haben. "Insbesondere Eigentums- und Verfügungsrechte über Boden, Wald und Wasser müssen überall dort rechtlich gesichert werden, wo Landreformen ausstehen oder bisher nicht zum Erfolg geführt haben", sagte Wille. Er zeigte sich leicht optimistisch, dass der Wettlauf mit dem Hunger doch noch gewonnen werden könne. "Aber es muss sehr schnell gehandelt werden."

"Hunger ist weiterhin die schlimmste Geißel der Menschheit", erklärte Josef Schmidhuber von der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO). Von den 826 Millionen Hungernden und Unterernährten lebten rund 792 Millionen in 98 Entwicklungsländern. In Industriestaaten, den so genannten Transformationsländern Osteuropas und der ehemaligen Sowjetunion seien es 34 Millionen. "Wer den Hungernden und Armen das Recht auf Nahrung weiter vorenthält, handelt rücksichtslos", sagte FAO-Mitarbeiter Schmidhuber. Nur wenn die Landwirtschaft in den ärmsten Ländern gestärkt werde, gelinge es, mehr Nahrung und Arbeit zu schaffen. Dringlich sei zudem die Intensivierung der Agrarforschung, um ertragreichere und widerstandfähigere Sorten der Grundnahrungsmittel Reis, Hirse und Maniok zu züchten. Auch die Biotechnologie biete Perspektiven. Nach Meinung des FDP-Agrarpolitikers Ulrich Heinrich bietet die Biotechnologie vor allem für Entwicklungsländer große Chancen zur Bekämpfung des Hungers. Wegen des zunehmenden Verbrauchs von fruchtbarem Boden und Wasser müssten diese Länder moderne Techniken zur Ertragssteigerung und aus Umweltschutzgründen nutzen.

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