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Deutschkurse: Regierung sieht Willen zur Integration

Die Zahl der sogenannten Integrationsverweigerer ist nach Auffassung der Bundesregierung deutlich kleiner als von Politikern der Koalition angenommen.

Berlin -  In der Antwort auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Sevim Dagdelen widersprach das Bundesinnenministerium der Aussage des Innenpolitikers Wolfgang Bosbach (CDU), derzufolge rund 40 Prozent aller Teilnehmer die Mitwirkung an einem verpflichtenden Integrationskurs in Deutschland verweigerten. Demnach haben sich 2008 rund 77 Prozent der Verpflichteten zu einem Kurs angemeldet und fast alle ihn begonnen. Auch die übrigen 23 Prozent könnten nicht pauschal als „Integrationsverweigerer“ gewertet werden: „Es können auch andere Entschuldigungsgründe – zum Beispiel Umzug, Fortzug ins Ausland, Schwangerschaft, Eintritt in den Arbeitsmarkt, Krankheit, Teilnahme an vorhandenem Kursangebot nicht zumutbar – vorliegen“, heißt es. Über die Gründe der Kursabbrecher, geschätzte zehn Prozent, werde keine Statistik geführt wird.

„Die Zahlen der Bundesregierung belegen, dass Migrantinnen und Migranten ein hohes Interesse an der Teilhabe an den Integrationskursen haben“, sagte die integrationspolitische Sprecherin der Linksfraktion Dagdelen dem Tagesspiegel. Politiker wie Wolfgang Bosbach (CDU) und Thilo Sarrazin (SPD) schienen hingegen eher „der vermeintlichen Definitionsmacht des deutschen Stammtischs“ zu folgen. Der frühere Berliner Finanzsenator Sarrazin hatte eine wochenlange Debatte unter anderem mit der Behauptung ausgelöst, viele Migranten wollten sich nicht integrieren. „Siebzig Prozent der türkischen und neunzig Prozent der arabischen Bevölkerung in Berlin“ lebten vom Staat, lehnten ihn gleichzeitig ab, sorgten nicht für die Ausbildung ihrer Kinder und produzierten „ständig neue kleine Kopftuchmädchen“. Dagdelen sagte dagegen, Rassismus und verweigerte Rechte seien „die eigentlichen Integrationsdefizite“.

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