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Der Bundespräsident im Gespräch mit jungen Migranten.

© dpa

Deutschland auf gutem Wege: Wulff sieht Erfolge bei Integration

Der Bundespräsident sieht Deutschland in Sachen Integration auf gutem Wege. Vielfalt sei ein Gewinn für das Land, mahnt er auf dem Kirchentag, zeigt aber auch Verständnis für die Sorgen vieler Bürger. Kritik übt Wulff am Iran und der Türkei.

Bundespräsident Christian Wulff hat Probleme bei der Integration von Zuwanderern in Deutschland eingeräumt, sieht aber auch Fortschritte. „Wir kommen voran, nicht schnell genug, aber wir kommen voran“, sagte er am Donnerstag bei einer Diskussionsrunde auf dem Evangelischen Kirchentag in Dresden. „Wir brauchen Offenheit gegenüber Fremden.“ Sie seien eine Bereicherung für die Gesellschaft, wenn sie sich an die Verfassung hielten. „Das Grundgesetz gilt für alle, egal welcher Religion sie angehören.“ Versäumnisse habe es zum Beispiel bei der Sprachförderung oder im Bildungssystem gegeben, auch sei die Arbeitslosigkeit unter jungen Migranten höher. „Wir müssen daran weiter arbeiten, aber die Richtung stimmt.“ Es gebe bei der Integration „ganz viele“ Erfolgsgeschichten, meinte Wulff. So sei die Zahl der Jugendlichen mit ausländischem Hintergrund, die keinen Schulabschluss hätten, rückläufig.

Nach Einschätzung des Bundespräsidenten kann jeder in Deutschland etwas für Integration tun. „Jeder von uns kann in der Nachbarschaft die Augen offen halten“, sagte das Staatsoberhaupt. Bürger könnten sich beispielsweise als Integrationslotsen engagieren oder Kinder aus ausländischen Familien beim Lesen oder Deutschlernen unterstützen.

Wulff kritisierte den Iran und die Türkei wegen der Einschränkung von Freiheitsrechten. „Wenn man dann Länder wie den Iran sieht, der Grundfreiheiten vorenthält, dann gibt es Sorgen“, sagte Wulff. Sorgen in der Bevölkerung wegen des Islams ließen sich nach den Terroranschlägen vom 11. September gut verstehen. „Das hat viele aufgeschreckt.“ Aufgabe sei es aber, für Differenzierung beim Blick auf den Islam und alle seine Strömungen zu sorgen, sagte Wulff. „Denn es gibt viele Demokratien auf der Welt mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung, wenn ich an Indien, Indonesien und andere wie die Türkei denke, wo man auf dem Weg zu einer umfassenden Demokratie ist und wir diesen Weg auch bestärken sollten.“ Die Türkei kritisierte Wulff allerdings wegen der Benachteiligung von Christen. „Es ist unzureichend, wie es mit den Rechten der Christen dort fortkommt.“ Die Türkei müsse die Ausbildung theologischen Nachwuchses ermöglichen. „Wenn wir hier Imame ausbilden, dann muss es eine Selbstverständlichkeit sein, dass dort auch christliche Theologen ausgebildet werden.“ Christliche Kirchen haben in der Türkei keinen Rechtsstatus, die Ausbildung von Priestern ist verboten. Seit Jahrzehnten müssen sie um ihr Eigentum kämpfen.

Zu einem Eklat zwischen Deutschland und dem Iran war es Anfang der Woche gekommen, weil Teheran Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf dem Weg nach Indien zunächst den Überflug verboten hatte. Beide Länder beschuldigen sich nach dem Vorfall gegenseitig. (dpa)

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