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Politik: Deutschland bangt um die Vermissten

In Asien sind 33 tote Bundesbürger identifiziert / Zahl der Opfer inzwischen bei 120000

Berlin Die Zahl der Todesopfer durch die Flutkatastrophe im Indischen Ozean steigt weiter. Bislang starben fast 120 000 Menschen, Tausende werden noch vermisst. Bis zu fünf Millionen verloren nach UN-Schätzung ihr Obdach. Am schwersten betroffen war die Provinz Aceh auf Sumatra mit rund 80 000 Toten, bis vor kurzem hatte man noch mit 45 000 gerechnet. Auf Sri Lanka wurden fast 27 000 Tote gezählt.

Das Auswärtige Amt gab die Zahl der identifizierten deutschen Opfer am Donnerstag mit 33 an. Mehr als 1000 Touristen würden noch vermisst, teilte Staatssekretär Klaus Scharioth mit. Dass die Zahl der deutschen Vermissten noch steige, erklärte Scharioth damit, dass nicht alle Heimgekehrten sich zurückgemeldet hätten. Auswärtiges Amt und Innenministerium appellierten an Angehörige in Deutschland, die Menschen vermissten, bei ihrer örtlichen Polizei entsprechende Anzeigen aufzugeben. Diese würden dann an das Auswärtige Amt geleitet.

„Wir bangen mit allen, die in furchtbarer Ungewissheit schweben“, sagte Bundespräsident Horst Köhler. Bundeskanzler Gerhard Schröder schlug in seiner traditionellen Neujahrsansprache Partnerschaften aller wohlhabenden Nationen für den Wiederaufbau vor. Er sprach von wahrscheinlich „mehreren hundert“ deutschen Todesopfern und rief die Menschen zu Solidarität mit den Angehörigen der Opfer sowie den betroffenen Ländern auf.

Bisher sind insgesamt bereits 500 Millionen Dollar (370 Millionen Euro) an Hilfsgeldern aus aller Welt zugesagt oder überwiesen worden, sagte UN-Generalsekretär Kofi Annan am Donnerstag in New York. Die Resonanz auf die Hilfsappelle sei gut. Allein die Weltbank sagte 250 Millionen Dollar zu. Die Deutschen spendeten bislang mehr als 20 Millionen Euro für die Flutopfer.

In Thailand arbeiten inzwischen 31 deutsche Identifizierungsspezialisten, vor allem in Regionen, wo besonders viele deutsche Urlauber waren. Das Rote Kreuz richtete einen Suchdienst über das Internet ein. Allein im thailändischen Ferienort Khao Lak sind nach Angaben eines norwegischen Diplomaten bisher bis zu 4000 Leichen geborgen worden. Die Schweden müssen sich darauf einstellen, dass die Flutwelle ihr Land härter getroffen hat als alle anderen in Europa. Von ihren fast 30 000 Weihnachtsurlaubern an Thailands Küste werden noch 3000 bis 4500 vermisst.

Nach Angaben der Berliner Polizei werden 16 Menschen aus der Hauptstadt offiziell vermisst. Rückkehrer aus dem Katastrophengebiet werden gebeten, sich unter 695 799 199 mit der Polizei in Verbindung zu setzen.

Ein neuer Tsunami-Alarm führte am Donnerstag an der Küste Indiens und Sri Lankas zu Panik. Er war vom indischen Innenministerium ausgelöst worden, das sich auf US-Forscher berief, die von einem starken Beben in Australien gesprochen hatten. Später wurde der Alarm wieder zurückgezogen. Tsp

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