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Politik: „Deutschland will für die EU einen Kaiser“

Britischer Staatssekretär kritisiert Vorschlag zur Reform der Union

London (dpa). Der britische Staatssekretär für Europa, Denis MacShane, hat Deutschland vorgeworfen, einen übermächtigen „Kaiser“ an der Spitze der Europäischen Union anzustreben. In einem Interview mit der britischen „Financial Times“ erinnerte er daran, dass die Engländer eine solche Figur schon vor 350 Jahren geköpft hätten. Damit spielte er auf die Enthauptung von König Karl I. 1649 nach dem englischen Bürgerkrieg an.

„Die deutsche Position ist, einer neuen Art von europäischem Kaiser alle Macht zu geben, einem Kommissionspräsidenten, der allen anderen europäischen Institutionen vorschreibt, was sie zu tun haben“, sagte MacShane. „Ich habe darüber eine lange Diskussion mit Bundeskanzler Gerhard Schröder geführt und ich habe erklärt, dass wir vor 350 Jahren den Kopf eines Königs vom Rumpf getrennt haben, weil wir nicht von einer Einzelperson Befehle entgegennehmen wollten.“ Ein Regierungssprecher in Berlin wollte die Aussagen MacShanes am Donnerstag nicht kommentieren.

Die britische Boulevardzeitung „The Sun“ machte sich unterdessen über Äußerungen des deutschen Botschafters in London lustig, wonach der Euro ein Erfolg sei: „Was hat der Kapitän der Titanic über deren Jungfernfahrt gedacht? Dass es ein absoluter Erfolg war? Nicht wirklich.“ Das Blatt mutmaßt, um zu einer solchen Einschätzung zu kommen, habe sich „Herr Thomas Matussek etwas zu viel Schnaps genehmigt, oder er ist verrückt geworden“. Der Euro habe Deutschland „an den Rand der Verzweiflung“ gebracht.

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