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Friedensbewegung: 50 Jahre Ostermärsche

Vor fünfzig Jahren fand der erste Ostermarsch in Deutschland statt. Der Einsatz für eine atomwaffenfreie Welt geht auch in diesen Tagen weiter.

Berlin - Fünfzig Jahre ist es her, dass der erste Ostermarsch in Deutschland stattfand und Menschen auf die Straße gingen, um gegen Wiederbewaffnung und Atomwaffen zu demonstrieren. Fünfzig Jahre, das sei ein Jubiläum das verpflichte, findet Klaus-Dieter Heiser von der Linkspartei. Heiser ist seit den Anfängen dabei. Mit Protestmärschen, Friedensgottesdiensten und Kundgebungen an militärischen Standorten werden Friedensaktivisten daher auch dieses Jahr wieder bis Ostermontag für den Frieden demonstrieren. In mehr als 60 deutschen Städten sind Aktionen geplant. Die Auftaktkundgebung des Berliner Ostermarsches startet am Ostermontag um 11 Uhr am Potsdamer Platz.

Die Geschichte der Ostermärsche in Deutschland begann 1960 mit einem dreitägigen Marsch von 1200 Friedensaktivisten zum Atomraketenstützpunkt Bergen-Hohne im Landkreis Celle. Die Ostermärsche zählen zu den Wurzeln der Neuen Sozialen Bewegungen im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts, die in ihrer Hochzeit rund 400 000 Menschen motivieren konnten. Die Ostermärsche in Berlin blieben immer verhältnismäßig klein. 2009 gingen 1000 Menschen für den Frieden auf die Straße – deutschlandweit waren es 20 000. Berlin nahm bereits zu Anfangszeiten der Bewegung eine Sonderrolle ein. Erst 1968 kam ein erster Ostermarsch durch West-Berlin zustande. Man habe versucht, der politischen Stimmung gerecht zu werden, sagt Heiser von den Linken, der die Märsche heute mitorganisiert. Vorher hätten die Ostermärsche dem Mainstream zu sehr widersprochen, glaubt Heiser. Gegner von Atomwaffen seien unter den West-Berlinern während des Kalten Krieges nicht sonderlich beliebt gewesen.

Die Schwerpunktthemen der Märsche waren in jüngerer Zeit die weltweite nukleare Abrüstung und die deutsche Beteiligung am Afghanistaneinsatz. In diesem Jahr liegt der Fokus zudem besonders auf der deutschen Rüstungslobby. Man werde am Ostermontag an den Vertretungen neun großer Rüstungskonzerne vorbeiziehen, wie zum Beispiel Rheinmetall AG oder Lockheed Martin, sagt Mitorganisatorin Laura von Wimmersperg. „Die Rüstungslobbyisten haben sich mit ihren Büros in beeindruckender Nähe zum Bundestag angesiedelt, sie betreiben dort politische Landschaftspflege“, sagt sie. Wimmersperg verweist auf den jüngsten Bericht des schwedischen Friedensforschungsinstituts Sipri, der Mitte März veröffentlicht wurde. Aus ihm geht hervor, dass Deutschland nach den USA und Russland der drittgrößte Waffenlieferant der Welt ist. Allein in den letzten fünf Jahren hat sich der Rüstungsexport der Bundesrepublik vor allem durch U-Boote und Panzerfahrzeuge mehr als verdoppelt.

Die Forderung nach Abrüstung und die politische Macht der Rüstungsindustrie seien brandaktuelle Themen, sagt Wimmersperg. Man wolle weiter „den Finger in die Wunde legen“ – vor allem auch vor dem Hintergrund, dass im Mai in New York eine Konferenz zur Überprüfung des Atomwaffensperrvertrages stattfindet. Derzeit lagern auf dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel noch bis zu zwanzig amerikanische Atombomben aus der Zeit des Kalten Krieges. Die Friedensbewegung fordert, dass die Bundesregierung sich dort für einen Abzug aller Nuklearwaffen aus Deutschland einsetzt. Deutschland habe eine Verpflichtung abgegeben, betont Heiser: „Wir sind ein Staat ohne Atomwaffen.“

Wie viele Teilnehmer an diesem Montag für den Ostermarsch erwartet werden, darüber wollen die Organisatoren nicht spekulieren. Fest steht aber, dass die Teilnehmer nicht jünger werden. „Das ist aber trotzdem keine Nostalgieveranstaltung“, sagt Heiser.

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