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© dpa

Außenminister: Guido Westerwelle und die Reisebegleiter

Westerwelles Delegationen: Renommierte Spitzenmanager, Berater, sein Lebensgefährte – und einige gute alte Bekannte. Wen hat der Außenminister auf seine Auslandsreisen mitgenommen – und warum?

Berlin - Zu den Delegationen gehörten Spitzenmanager renommierter Unternehmen wie ThyssenKrupp, Hochtief, Metro, Miele, Celesio und Ferrostahl, aber auch Berater und Unternehmer, die eine besondere Beziehung zur FDP und Westerwelle haben. So wird der Außenminister von seinem Lebenspartner begleitet, dem Geschäftsmann Michael Mronz.

Bei der Lateinamerikareise gehörte auch Christoph Walther, früher Wahlkampfstratege der FDP, zur Delegation. Walther hat nach seiner Zeit mit der FDP PR für Daimler gemacht, heute ist er mit seinem eigenen Beratungsunternehmen CNC Communication für internationale Spitzenmanager tätig. Ebenfalls dabei ist Margarita Mathiopoulos, Vorstandsvorsitzende der European Advisory Group. Sie war Wahlkampfberaterin Westerwelles.

Ein weiterer Reisebegleiter ist der Finanzunternehmer Michael A. Gotthelf, der den Liberalen als eine Art graue Eminenz schon seit Jahrzehnten nahesteht. Gotthelf, der mit umstrittenen Geldanlagen ehemaliger Bundesbanker vor Jahren einmal ins Gerede kam, lebt und arbeitet zwar überwiegend im Ausland und war auch mehrere Jahre als Honorarkonsul in der Schweiz, engagiert sich hierzulande aber auch in den Vorständen des Rathenau-Instituts und der Büchner-Stiftung.

Und weiter geht’s: Ralph Dommermuth, Vorstandschef der United Internet AG, ließ der FDP 2005 eine Spende über 40 000 Euro zukommen. Als begeisterter Segler hatte der Geschäftsmann den ersten Auftritt eines deutschen Teams beim Wettbewerb um den America’s Cup finanziert – und mit der begleitenden PR-Kampagne seinerzeit die Firma von Michael Mronz betraut. Man kennt sich also, und das gut. Fraglich aber, ob der Milliardär Dommermuth auf Guido Westerwelle als Türöffner angewiesen ist. Er ist längst geschäftlich im Ausland aktiv.

Gleich zweimal schon durfte der Unternehmer Cornelius Boersch den deutschen Außenminister auf Auslandsreisen begleiten, nach Saudi-Arabien sowie Japan und China. Boersch und Westerwelle kennen sich seit Jahren. In der FDP-Spitze ist allseits bekannt, dass sich der Parteivorsitzende in wirtschaftspolitischen Fragen immer mal wieder von Boersch beraten lässt. Der Miteigentümer der Investmentfirma Mountain Partners, der im schweizerischen Steuerparadies Zug residiert, hat der FDP seit Anfang 2000 mehr als 160 000 Euro zukommen lassen und zählt damit zu den Großspendern der Partei. Zudem war Westerwelle von 2004 bis Oktober 2009 bezahltes Beiratsmitglied des Frankfurter Unternehmens TellSell, an dem die BoerschFirma Mountain Partners beteiligt ist. Boersch war bereits einige Male in den arabischen Ländern, um dort Investoren zu gewinnen für sein Beteiligungsunternehmen Mountain Partners, das auf die Vermittlung von Risikokapital spezialisiert ist. Zum Board des Unternehmens gehören bereits seit längerem Gesellschafter aus Saudi-Arabien und Oman.

Boersch hält auch Anteile an der Far Eastern Beratungs- und Handels GmbH in Rheinland-Pfalz, die auf die Beratung von Mittelständlern spezialisiert ist, die am Geschäft mit China interessiert sind. Mehrheitlich gehört die Far Eastern Ralf Marohn, der das Unternehmen 1992 gegründet hatte. Marohn ist in der FDP aktiv und bewarb sich 2009 vergeblich um ein Bundestagsmandat. Der Rheinland-Pfälzer durfte im Januar seine China-Kenntnisse einbringen, als Westerwelle mit einer Wirtschaftsdelegation nach Fernost aufbrach. In Rechtsfragen lässt sich das Marohn-Unternehmen von der Kanzlei Taylor Wessing beraten. Dort wiederum ist der Bruder des Außenministers, Kai Westerwelle, als Anwalt und Partner engagiert. Kai Westerwelle war ausweislich eines Registerauszugs von 2007 zumindest zeitweise mit einem kleinen Anteil an der Far East beteiligt. Das Unternehmen hat mehrfach mit dem lange Jahre von der FDP geführten Wirtschaftsministerium von Rheinland-Pfalz kooperiert.

Der Bruder des Ministers pflegt darüber hinaus Kontakte zu Großspender Boersch. So wurde Kai Westerwelle von Boersch beispielsweise für einige Monate als Verwaltungsrat einer ebenfalls auf das China-Geschäft spezialisierten Schweizer Tochterfirma eingesetzt, bis sich dort dann andere Investoren engagierten.

Die Zusammenstellung der Delegationen geht im wesentlichen auf Westerwelles langjährigen Büroleiter Martin Biesel zurück. Biesel ist mittlerweile im Auswärtigen Amt als Staatssekretär auch für Wirtschaftsangelegenheiten verantwortlich. Während die Opposition dem Außenminister die Begünstigung von liberalen Netzwerken vorwirft und die Linkspartei sogar von Korruption spricht, wird in der FDP auf einen möglichen anderen Hintergrund verwiesen: Offenbar habe Biesel dem ohnehin eher angespannt agierenden Westerwelle für seine ersten Schritte auf dem diplomatischen Parkett ihm persönlich bekannte, wirtschaftlich und international erfahrene Partner an die Seite stellen wollen, auf deren Erfahrung der Minister-Novize im Bedarfsfall hätte zurückgreifen können.

Ähnlich wird in der FDP in Bezug auf die Rolle von Westerwelles Lebenspartner Michael Mronz bei den Auslandsreisen argumentiert. Als Inhaber einer Sport-, PR- und Eventagentur sei Mronz schon vor Beginn seiner Beziehung zum FDP-Chef über den nationalen Rahmen hinaus wirtschaftlich erfolgreich gewesen. Wie auch die anderen Delegationsteilnehmer müsse Mronz die Begleitung des Außenministers nicht mit persönlichen Geschäftsinteressen verbinden. Bisher hat Mronz, der im vergangenen Jahr mit seiner Firma unter anderem für das Marketing der Leichtathletik-WM in Berlin verantwortlich war, an fünf Auslandsreisen des Ministers teilgenommen: im Dezember zur Nobelpreisverleihung in Stockholm und zum Antrittsbesuch in Italien, im Januar an den Reisen in den arabischen Raum und nach Fernost und jetzt im März zum EU-Ministerrat in Cordoba und nach Lateinamerika.

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