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Islamkonferenz: Schäuble will islamischen Religionsunterricht

Mit ihrer Forderung nach einem Islam-Unterricht an deutschen Schulen löst die Islamkonferenz heftige Debatten aus. Der Zentralrat der Ex-Muslime ist strikt gegen die Pläne.

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) erklärte nach der dritten Sitzung des Islamrats in Berlin, dass das Ziel ein Religionsunterricht mit regulären Stunden in deutscher Sprache ist. Die Evangelische Kirche und Unions-Politiker lobten den Vorschlag. Kritik kam von der Linkspartei. Der Zentralrat der Ex-Muslime bezeichnete das Vorhaben als "komplett falschen Weg".

Die Umsetzung der Pläne wird noch "einige Jahre" in Anspruch nehmen, sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Die Lehrpläne müssen noch geschrieben und die Lehrer ausgebildet werden. Die Einigung bei der Islamkonferenz ist jedoch ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Mit dem Vorhaben bekennt sich Deutschland auch zu den Rechten, die den Muslimen im Land zustehen, erklärte Bekir Alboga, Sprecher des Koordinierungsrates der Muslime in Deutschland.

"Wir müssen hier keine Religion integrieren"

Heftig angegriffen wurde der Vorschlag vom Zentralrat der Ex-Muslime. "Wir müssen hier keine Religion integrieren", sagte die Vorsitzende Mina Ahadi. Es gibt bereits eine Religionsfreiheit in Deutschland, jeder kann seinen Glauben ausleben. "Kinder brauchen statt dessen Ethikunterricht und Unterricht über die Geschichte aller Religionen", so Ahadi. Die Bundesregierung betreibt eine "absolut falsche Politik", sagte sie, "bei Integration muss man über die Menschen reden, nicht über Religion."

Die migrationspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Sevim Dagdelen, kritisierte die "scheinbar großzügige und tolerante Forderung" nach islamischem Religionsunterricht als "irreführend". Statt sich für gleiche Rechte und soziale Gleichberechtigung einzusetzen, bricht Schäuble das Prinzip der staatlichen Nichteinmischung in Fragen von Religion und Weltanschauung. Die religiöse Erziehung ist eine Aufgabe der Eltern, so Dagdelen.

Künast: Es wird "zu viel geredet und zu wenig gemacht"

Grünen-Fraktionschefin Renate Künast bezeichnete die Pläne als "lange überfällig". Bei der Konferenz wird generell "zu viel geredet und zu wenig gemacht", kritisierte sie. Auch die Soziologin und Islam-Kritikerin Necla Kelek, die Mitglied der Islamkonferenz ist, betonte, dass die eigentliche Arbeit noch bevorsteht. Einige Aussagen, die bei der Konferenz getroffen wurden, seien reine "Lippenbekenntnisse". "In der sozialen Realität sieht es aber ganz anders aus", mahnte sie. Noch immer gebe es unter Muslimen keine Gleichberechtigung von Mann und Frau.

Ahadi kritisierte, dass für die Integration der Frauen bei der Islamkonferenz nichts getan wird. Schäuble hatte die Islamkonferenz im September 2006 ins Leben gerufen. In dem Gremium sitzen neben staatlichen Vertretern auch Mitglieder muslimischer Organisationen und nicht-organisierte Muslime. Die teilnehmenden Verbände sind zum Teil selbst "frauenfeindlich", rügte Ahadi. Dass die Integrationsdebatte in Deutschland über sie läuft, sei ein "Skandal". Sie forderte erneut die Auflösung des Gremiums.

Christiane Jacke[ddp]

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