zum Hauptinhalt
Zollitsch

© dpa

Positionspapier: Katholische Bischöfe sind für Moscheen-Bau

Die Muslime hierzulande haben nach Auffassung der Deutschen Bischofskonferenz ein Anrecht auf den Bau "würdiger Moscheen". Allerdings nur, wenn sie die Moscheen nicht als Mittel der Machtdemonstration nutzen.

Mit einem Positionspapier zum Moscheebau wollen die katholischen Bischöfe Deutschlands zur Versachlichung der Debatte beitragen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Robert Zollitsch, am Freitag nach Abschluss der Herbstvollversammlung in Fulda. Allerdings dürften solche Bauten nicht als Machtdemonstration angelegt sein. Bei ihrem Treffen beschäftigten sich die Bischöfe unter anderem auch mit der EU-Flüchtlingspolitik, der Einrichtung eines katholischen TV-Senders und mit kirchlichen Eheschließungen ohne standesamtlichen Trauschein.

Der Freiburger Erzbischof Zollitsch sagte, die Orientierungshilfe zum Moscheebau sei vor allem für die Kirchengemeinden gedacht, um mit den Muslimen ins Gespräch zu kommen. "Das kritische Gespräch ist erlaubt - Hetze nicht", betonte er. Gleichzeitig müssten beim Moscheebau immer auch die "konkreten Umstände" berücksichtigt werden. Bauvorhaben provozierten, wenn sie "einen starken Machtanspruch ausdrücken", sagte Zollitsch. Zudem sollten auch die Auswirkungen auf die Anwohner und den Städtebau berücksichtigt werden. "Um des gesellschaftlichen Friedens willen" sollten Moscheebauten "langfristig" geplant werden.

Moschee hat mehr Funktionen als eine Kirche

Der DBK-Vorsitzende betonte, man erwarte von in Deutschland lebenden Muslimen, dass sie sich in ihrer Heimat für die Religionsfreiheit und somit auch den Bau von Kirchen einsetzen. Man dürfe den Moscheebau aber nicht davon abhängig machen. Zuletzt gab es etwa in Köln oder in Kassel kontroverse Debatten zum Bau neuer Moscheen.

Zollitsch erinnerte daran, dass Moscheen "nicht vergleichbar mit Kirchen" seien. Eine Moschee habe mehr Funktionen als eine Kirche, in der Gottesdienst gefeiert werde. Eine Moschee sei auch ein Gemeindezentrum, in dem etwa auch Bankgeschäfte getätigt würden. Je größer ein Moscheebau ausfalle, desto mehr könne dies eventuell eine Ghetto-Bildung begünstigen als der Integration dienen.

Diskussion um Fernsehsender geht weiter

Die Bischöfe in Fulda beschlossen zudem wegen der Anfang 2009 in Kraft tretenden Änderungen beim Personenstandsrecht, Ehepaare künftig in bestimmten Fällen auch ohne standesamtliche Eheschließung zu trauen. Hierzu benötige das Paar allerdings das Einverständnis seines Bischofs, sagte Zollitsch. Grundsätzlich sei man weiter am "engen Zusammenhalt" zwischen kirchlicher und ziviler Ehe interessiert, weil das Eheversprechen ohne Rechtsfolgen "nur schwer eingelöst werden kann". Bei rein kirchlichen Ehen hätten die Partner zum Beispiel keinerlei Unterhaltsansprüche.

Erfreut reagierte die Bischofskonferenz unterdessen auf die Entscheidung der EU-Innenminister vom Donnerstag, die Aufnahme von bis zu 10.000 in Syrien und Jordanien lebenden irakischen Flüchtlingen zu prüfen. Sollte der Bedarf größer sein, müsse man auch über einer Erhöhung dieses Kontingents nachdenken, sagte der DBK-Vorsitzende.

Noch nicht definitiv entschieden haben die Bischöfe über den Aufbau eines eigenen digitalen katholischen Fernsehsenders. Es sei '"noch keine Vorentscheidung gefallen", sagte Zollitsch. Fest steht indes, dass die Kirche ihr elektronisches Medienangebot ausbauen sowie bestehende Angebote durch "die Optimierung crossmedialer Strategien" besser vernetzen will. So sollen kirchliche Internetseiten zum Beispiel künftig auch mit bewegten Bildern bestückt werden.

Daniel Staffen-Quandt[ddp]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false