zum Hauptinhalt

Politik: Deutschlands Zukunft: Die neuen Selbstständigen. Wie die FDP Bündnisse anstrebt

Guido Westerwelle ist zu Fuß gekommen. Mit dem guten Wetter hat das aber nichts zu tun, sondern mit der herbestellten Fernseh-Kamera, die seinen Gang zum Kanzleramt festhalten wird: Der FDP-Chef eilt zum Antrittsbesuch bei Gerhard Schröder.

Von Robert Birnbaum

Guido Westerwelle ist zu Fuß gekommen. Mit dem guten Wetter hat das aber nichts zu tun, sondern mit der herbestellten Fernseh-Kamera, die seinen Gang zum Kanzleramt festhalten wird: Der FDP-Chef eilt zum Antrittsbesuch bei Gerhard Schröder. Die Szene ist der vorläufige logische Schlusspunkt unter einen Prozess, den Westerwelle schon als Generalsekretär zielstrebig eingeleitet hat. "Die Nach-Kohl-Zeit hat begonnen", las eine milde verblüffte Leserschaft mitten im aufziehenden Bundestagswahlkampf 1998 in Westerwelles erstem Buch mit dem beziehungsvollen Titel "Neuland".

Seitdem wusste Helmut Kohl, weshalb ihm der vorlaute junge Mann schon immer suspekt war. Westerwelle war auf dem Weg zu neuen Ufern. Die Wahlniederlage bestätigte den Jungstar und verlieh seinen Bemühungen Nachdruck, die FDP erst programmatisch und dann personell von ihrer 16-jährigen Bindung an die Union zu lösen. Heute ist die FDP für eine Partnerschaft auch mit der SPD bereit.

Dabei war Westerwelle klar, dass er sich auf einen Balanceakt einließ. Nicht zufällig hat die FDP in denjenigen Landtagswahlen überdurchschnittlich gut abgeschnitten, die noch voll im Zeichen der CDU-Affäre standen. Enttäuschte aus dem bürgerlichen Lager haben die Freidemokraten fett gemacht. Von der Renaissance des Liberalismus im Zeichen von Internet und Globalisierung, die FDP-Größen gerne beschwören, ist bislang nicht so viel zu sehen, dass sich daraus eine verlässliche neue Wählerbasis schmieden ließe.

Daher Westerwelles ständige Betonung der "Eigenständigkeit" der FDP: Nur wenn SPD- wie auch CDU-Sympathisanten die Liberalen als potenzielle Verbündete betrachten, sind zweistellige Ergebnisse bundesweit vorstellbar. Der FDP-Chef ist darüber nicht einmal böse. Sein Ziel ist es ohnehin, die Grünen als Wettbewerber aus dem Markt zu drücken und so der FDP wieder die bequeme Position des Züngleins an der Waage zu sichern. Das meinte schon jene Prophezeiung, die der Generalsekretär Westerwelle 1998 abgab: "Die Parteien werden gründlich durchgerüttelt und die Würfel neu verteilt."

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false