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Politik: Diakonie: Junge Straftäter besser resozialisieren

Berlin - Erziehung und Resozialisierung sollen höchstes Ziel für ein Jugendstrafgesetz sein. Dies fordert das Diakonische Werk.

Berlin - Erziehung und Resozialisierung sollen höchstes Ziel für ein Jugendstrafgesetz sein. Dies fordert das Diakonische Werk. Am Dienstag stellte es seine Vorstellungen vom neuen Jugendstrafgesetz vor. Bisher fehlte ein solches, das etwa Besuche oder Bildung regelt. Die Bundesländer sind bis Ende 2007 vom Bundesverfassungsgericht angehalten, dies nachholen.

Die Diakonie will folgende Punkte im Gesetz beachtet wissen: Ausbildung der Jugendlichen, die Anforderungen außerhalb der Haftanstalt entspricht. Einmal pro Woche Besuchsrecht, statt wie bisher einmal pro Monat laut Erwachsenenstrafrecht. Dazu therapeutische Angebote und Wohnen in Kleingruppen, weil sie für Betreuer überschaubarer sind. Übergriffe untereinander sollen so eingedämmt werden, ebenso soll Sport gegen Aggressionen eingesetzt werden.

„Es geht uns nicht darum, Jugendgefängnisse in Landschulheime umzugestalten“, sagte Bernd Schlüter, sozialpolitischer Vorstand der Diakonie. Doch Frust schaffe den Nährboden für eine weitere schwierige Entwicklung. Die Folge der momentanen Verwahrung Jugendlicher sei, dass 78 Prozent aller Inhaftierten später wieder im Gefängnis landen. Dabei gäbe es eine große Chance: „Die Hirnstruktur bei 14- bis 18-Jährigen gleicht einer Großbaustelle“, sagte Claudia Lewien, Sozialpädagogin der Diakonie-Jugendhilfe in Auerbach. Hier läge das Potenzial zur Resozialisierung.

Finanzieren soll sich das Konzept durch Nachhaltigkeit. Ein Tag Jugendhaft würde in einer Haftanstalt bis zu 100 Euro kosten, in Wohngruppen um die 300 Euro. „In Wohngruppen erwartet man aber deutlich geringere Rückfallquoten, die erneut Kosten verursachen“, sagte Helmut Bunde, Referent für Straffälligenhilfe der Diakonie Sachsen.

Die Forderungen der Diakonie entsprechen vielfach denen von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries und Berlins Justizsenatorin Karin Schubert, etwa in den Punkten Wohngruppen und Ausbildung. „Wir befürchten aber, dass nicht alle Punkte von den Ländern aufgenommen werden“, sagte Rolf Keicher, Geschäftsführer der Evangelischen Straffälligenhilfe. Außerdem wolle man vermeiden, „dass ein Jugendlicher in einem finanzschwachen Land anders als in einem wohlhabenden behandelt wird“, so Bunde. Zurzeit sind in 22 deutschen Haftanstalten etwa 7000 Jugendliche inhaftiert.

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