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Politik: Die 5000-Mark-Frage

Wofür hat der Angeklagte im Al-Qaida-Prozess Geld überwiesen?

Von Frank Jansen

Der Betrag klingt für afghanische Verhältnisse enorm hoch. 5000 Mark soll der Terrorpilot Marwan Al-Shehhi gebraucht haben, um im Sommer 2000 seinen Aufenthalt in dem zentralasiatischen Land zu finanzieren. Jedenfalls behauptet das Mounir Al-Motassadeq am zweiten Tag des Al-Qaida-Prozesses in Hamburg. Der Vorsitzende Richter Albrecht Mentz fragt nach: „Haben Sie nicht gesagt, Sie selbst hätten in Afghanistan umsonst gegessen und gelebt?“ Der Marokkaner kommt ins Stottern, doch, er habe Kosten gehabt, für Kleidung und so. Mentz hakt nach: Er könne sich nicht vorstellen, dass man bei freier Kost und Logis in einem Militärlager der Al Qaida 5000 Mark brauche, „das ist doch ein kleines Vermögen“. Motassadeq windet sich: „Ich wusste nicht, ob Marwan einen Monat oder fünf oder zehn in Afghanistan bleibt.“ Der 3. Strafsenat wirkt nicht überzeugt.

Motassadeq erhielt im September 2000 aus Jemen ein Fax von Ramzi Binalshibh mit der Bitte, ihm die 5000 Mark zu überweisen, „weil Marwan Geld braucht“. Marwan Al Shehhi war jedoch nicht in Afghanistan, sondern in den USA. Er absolvierte in Florida ein Flugtraining, wie Atta und Jarrah, als Vorbereitung für den 11. September. Davon will Motassadeq nichts gewusst haben, „ich habe einfach überwiesen“.

Nach Ansicht der Bundesanwaltschaft war Motassadeq in Hamburg der „Statthalter“ der Terrorgruppe. Deshalb habe der Marokkaner auch eine Generalvollmacht von Al Shehhi bekommen, bevor dieser zur Pilotenausbildung reiste. Motassadeq besorgte sich eine Vollmacht für das Konto Al Shehhis bei der Dresdner Bank in Hamburg und soll dann an der spurenverwischenden Transaktion mitgewirkt haben. Laut Anklage veranlasste Motassadeq die Dresdener Bank, die Summe auf das Hamburger Konto Binalshibhs bei der Citi Bank zu überweisen. Binalshibh hob dann nach seiner Rückkehr aus Jemen das Geld ab und überwies es mit weiteren 5000 Mark von einer Bank am Hamburger Hauptbahnhof an Al-Shehhi in den USA. Für Motassadeq beweisen die Vorwürfe nur, dass die Ankläger den Islam nicht verstehen: „In unseren Kreisen sagt man, wenn einer in eine Bank geht, hol’ für mich Geld, ich brauche auch was.“

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