zum Hauptinhalt

Politik: Die Angst vor dem großen Bruder

Die Staaten Südostasiens schließen einen Nichtangriffspakt mit China

Von Moritz Kleine-Brockhoff,

Jakarta

Kaum hatten sich 13 asiatische Länder entschlossen, zu einer „Wirtschaftsgemeinschaft“ zusammenzuwachsen, klärten sie auch schon das Verhältnis zu den Nachbarn. Der südostasiatische Staatenbund Asean und China schlossen einen Freundschaftsvertrag, der einen Nichtangriffspakt beinhaltet. Außerdem bekräftigten sie ihre Absicht, bis 2010 eine gemeinsame Freihandelszone mit mehr als 1,7 Milliarden Konsumenten zu schaffen. Als ersten Schritt schaffte China Einfuhrzölle für Agrarprodukte aus Südostasien ab. Die Regelung gilt ab dem 1. Januar 2004.

Die indische Regierung unterschrieb auf Bali einen Freundschaftsvertrag samt Nichtangriffspakt mit den Asean-Mitgliedern. Indiens Ministerpräsident Atal Behari Vajpayee und sein japanischer Kollege Junichiro Koizumi vereinbarten außerdem mit der Asean „umfangreiche wirtschaftliche Kooperation“. Diese soll Verhandlungen mit der Asean über Freihandelszonen beinhalten. Südkoreas Präsident Roh Moo-Hyun unterschrieb kein Abkommen, schlug aber vor, gemeinsam mit der Asean die Möglichkeit einer Freihandelszone zu studieren.

Die Südostasiaten, die als Asean-Staatenbund die großen Schritte dieser Woche forcierten, hatten Angst, im Schatten des Riesen China vergessen zu werden. Südostasien hatte in den 90er Jahren ein enormes Wirtschaftswachstum, vor allem in den Asean-Gründungsnationen, die wegen ihrer sprunghaften Entwicklung lange „Tigerstaaten“ genannt wurden. Mit der asiatischen Finanzkrise von 1997/98 brachen ihre Wirtschaften zusammen. Sie sind in manchen Ländern immer noch nicht auf Vorkrisenniveau. Die Asean scheint nun entschieden zu haben, dass ein Wettlauf mit China aussichtslos und es deshalb besser ist, mit dem großen Nachbarn im Norden zusammenzuarbeiten.

Nach all den positiven Meldungen aus Bali bleibt die Frage, wie viele der guten Vorsätze realisiert werden. In der Vergangenheit war das oft nicht der Fall. Die Asean hatte etwa schon lange eine Freihandelszone innerhalb des Staatenbundes verabredet. Bei der Umsetzung hakt es aber gewaltig, weil Protektionismus auch in Asien nicht fremd ist.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false