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Politik: Die Auferstehung des Vladimir Meciar

Der Ex-Premier der Slowakei ist Favorit bei der Präsidentenwahl

Der Mann liebt es abzutauchen, und zwar vor allem dann, wenn er eigentlich gesehen werden sollte. Dass er 1998, nachdem er als Ministerpräsident der Slowakei abgewählt wurde, für drei Tage spurlos verschwand, ist vielleicht noch verständlich, weil Wahlniederlagen für Politiker nie leicht zu verdauen sind. Aber jetzt? Gerade eine Hand voll Auftritte hat Vladimir Meciar in den vergangenen zwei Wochen absolviert, Plakate von ihm haben Seltenheitswert.

Und dennoch dürften die Slowaken, wenn man den Meinungsforschern glauben darf, Meciar am heutigen Samstag zu ihrem neuen Staatspräsidenten wählen. Schon den ersten Wahldurchgang vor zwei Wochen gewann er mit 32,7 Prozent der Stimmen klar, sein Gegner in der Stichwahl, der Ex-Parlamentspräsident Ivan Gasparovic, hat bestenfalls Außenseiterchancen. Er wird zwar von der Oppositionspartei Smer des smarten Populisten Robert Fico unterstützt, doch das ist auch sein größtes Handicap: Der Smer, zuletzt als stramm antieuropäische Partei aufgefallen, ist in der Slowakei nicht mehrheitsfähig. Meciar dürfte nicht nur die Mitglieder seines Oppositionsbündnisses HZDS hinter sich vereinigen, sondern auch die Anhänger der neoliberalen Regierungskoalition von Ministerpräsident Mikulas Dzurinda. Deren Kandidat Eduard Kukan schied schon in der ersten Runde aus.

Ausgerechnet Meciar stellt für die liberalen Slowaken nun das kleinere Übel dar. Von 1990 bis 1998 regierte er bereits als Ministerpräsident, 1990 setzte der heute 61-jährige Jurist und ehemalige Preisboxer die Loslösung der Slowakei von Tschechien durch und manövrierte das Land in eine lange Krise. Er profilierte sich als antieuropäischer Populist, legte sich etwa in der Frage der Atompolitik gerne mit seinen Nachbarstaaten an und saß im Jahr 2000 kurzfristig sogar im Gefängnis, weil ihm Mitschuld an der Entführung des damaligen Präsidentensohnes Michael Kovac angelastet wurde.

Nun gibt sich Meciar gewandelt und bezeichnet sich selbst als großen Europäer: „Ich bin für ein Modell der Vereinigten Staaten von Europa", sagte er unlängst. Im Fernsehen bekannte er vor zwei Wochen ganz offen, er habe sich geändert. Offenbar glauben die Slowaken ihm. Doch sein Erfolg hängt auch mit dem neoliberalen Kurs der Regierung Dzurinda zusammen, durch den sich viele ins soziale Abseits gedrängt fühlen. Meciar hat sich mehrfach gegen die Sozialpolitik der Regierung gestellt und ist nun für die Profiteure wie für die Verlierer der Regierungspolitik wählbar.

Markus Huber

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